Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Breunung:1


Leipzig den 3ten Februar 1845.

Wohlgeborner
Hochzuverehrender Herr Kappelmeister!

Wenn ich es wage, mich an Ew. Wohlgeboren hiermit schriftlich zu wenden, so treibt und drängt mich nur mein dankbares Herz dazu, und in dieser Rücksicht wollen Ew. Wohlgeboren mir meine Freiheit verzeihen. Denn auf welche andere Weise hätte ich an den Herrn Musikdirektor Hauptmann kommen können, als durch Ew. Wohlgeboren gütige Fürsprache? Und an welchen andern, hätte ich wohl einen solchen Mann finden können, wie an den Herrn Musikdirektor Hauptmann? Durch Vermittlung des Herrn Musikdirektor Hauptmann habe ich eine Freistelle auf dem Conservatorium bekommen; auch habe ich bei den Herrn Musikdirector Hauptmann, welcher überhaupt hier, so gut, als nur möglich die Stelle meines Vaters ersetzt, freien Mittagstisch; und all’ dies Glück verdanke ich doch nur der gütigen Fürsprache Ew. Wohlgeboren. Es möge daher Gott lohnen, wo ich und meine Eltern nicht zu lohnen im Stande sind. –
Doch würde ich alle den Glück, was ich genieße (weil meine Freistelle auf dem Conservatorium blos bis zu Michaelis dieses Jahres dauert, und weil ich mich auf meiner Eltern nicht ausbilden kann), wenn ich nicht so glücklich bin, ferner Unterstützung zu bekommen, zu Ende dieses Jahres nach Hause gehen müssen; und deßhalb mögen Ew. Wohlgeboren mir verzeihen, wenn ich es wage, mich mit der Bitte „mir doch wegen dem Stipendium der Mozartstifung gnädig beizustehn“, nochmals an Ew. Wohlgeboren wende.1 Mein ganzes Leben, dies ist mein unverbrüchlicher Vorsatz, solte Zeuge sein, wie sehr ich bin
Ew. Wohlgeboren

dankergebenster
Ferdinand Breunung.

Autor(en): Breunung, Ferdinand
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Mozartstiftung <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845020343

Spohr



[1] Spohr setzte sich einem Brief an Wilhelm Speyer, 01.05.1845 für Breunungs Bewerbung ein. Zu Breunungs Bewerbung vgl. Ulrike Kienzle, Neue Töne braucht das Land. Die Frankfurter Mozart-Stiftung im Wandel der Geschichte (1838-2013) (= Mäzene, Stifter Stadtkultur 10), Frankfurt am Main 2013, S. 89-93.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.03.2020).