Friedrich Müller an Louis Spohr in Kassel

Rudolstadt den 21 Jan.
1845.

Hochverehrter Herr und Freund!

Zwei Wünsche auf einmal, veranlassen mich Ihre Güte in Anspruch zu nehmen und ich bitte dieserhalb im Voraus um freundliche Nachsicht.
Der erste betrifft meinen Bruder. Derselbe hat nämlich die Idee, ein Album für Gesang, mit Pianofortebegleitung, (oder Lieder-Album,) herauszugeben¹ und möchte solches gern durch ein Lied mit Ihrem Namen zieren. Die übrigen Lieder sind von Reißiger, Lachner, Banck etc. Sollte es Ihnen daher möglich sen, so würden Sie dadurch meinen Bruder nicht allein eine große Freude bereiten, sondern derselbe wird auch mit Vergnügen Ihre Forderung, hinsichtlich des Honorars, zu erfüllen suchen.
Der zweite, betrifft mich selbst; ich habe wieder eine Symphonie geschrieben und wünschte, daß Sie diese bei einer müßigen Stunde durchsehen, und wenn sie Ihnen nicht mißfallen sollte, solche wo möglich in einem Ihrer dortigen Concerte aufführen oder doch wenigstens probiren möchten. Partitur und Stimmen habe ich zwar noch nicht mit gesendet, sie liegen jedoch bereit und ich sehe dieserhalb nur Ihrer gütigen Entschließung entgegen.
Mit wahrem Vergnügen habe ich in der Hanauer Zeitung die ehrenvolle Aufforderung gelesen, daß Sie nach Amerika kommen und dort ein großes Musikfest dirigiren sollen.² Können Sie hierzu noch einen Unterdirektor brauchen so steht Ihnen mit Vergnügen zu Diensten

Ihr
treu ergebener
FMüller.