Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr Hochwohlgeborenen
Dem Herrn Capellmeister Dr Spohr
Ritter u.s.w.
zu
Cassel.

frco
Hiebey eine 1 gefälligst
der Stuben-Wärme nicht
auszusetzende Schachtel, ge-
zeichnet: H.C.S. Cassel,
nebst besonderer Inhalts-
Declaration.2


Catlenburg am 14t Januar 1845.

Noch immer und gewis noch gar lange, mein innigst dankbar verehrtester Gönner! habe ich in der Rückerinnerung und in dem Fortgenuße der unverwischlich tiefen Eindrucke des ersten Abends dieses Jahres3! – und um solche mir auch selbst um so frischer zu erhalten, habe ich den Spielraum der Imagination, welche schon durch die ungemein anziehende Bearbeitung des interessanten Buches so sehr gefesselt wird, für meine Frau4 u die Schwiegerinn5 in Weende, durch eine hineingeheftete Beschreibung der Scenerie noch etwas mehr concentrirt. Auch diese Klarheit, mit welcher man nach erst ein Mahliger Beschauung das ganze Werke sich vergegenwärtigen kann, spricht gewis für den großen Vorzug dieser Form! – die freylich aber ohne alle Zweyfel die vollendesteste Bemeisterung der Tondichtungskunst voraussetzt und erfordert! – Sehnlich hoffe und wünsche ich, daß Sie noch einige Meisterwerke der Art zu Beglückung, Nutzen, und Frommen der Mit- und Nachwelt Ihrer zahlreichen Verehrer nach Zeit und Gelegenheit zu schenken beschließen! –
Doch, – ohne Hülfe muß ich nur sehr rasch zu dem etwas sehr prosaischen beygehenden Würsten übergehen!! – da meine Hengste bereits rufen zur Abfahrt nach Goettingen in Veranlassung eines dasigen Conzertes der Hr Carl Müller u Carl Richter der tüchtige junge Pianist, aus Braunschweig; welche von da auch zu uns für einige Tage kommen werden. – Diese Absendung wird also angeordnet, ehe die erst heute Abend vollendete Wurst-Fabrication noch hat geprüft werden können! – Wäre solche unglücklicher Weise z.B. versalzen(!) pp: so bitte ich die maßlose Streuer-Auslage zu entschuldigen!! – Entgegegesetzt wage ich die Bitte, Ihrer verehrtesten Frau Tochter6 davon etwas mit unserem herzlichsten Empfehlungen mittheilen zu wollen. – Für die Frau von Malsburg habe ich gerade ein Separat-Kästchen zur Hand, und kann also dieses Mahl Ihre auch deshalbige Belästigung verzichten.
Ein bey wirklich eintretender Realisirung Ihres Vortragens des überaus schönen neuen Concertes vielleicht dem August Kömpel zu übertragender Avis, einschließlich der Proben, wird mich hoffentlich wieder auf die Ruder(?) bringen dürfen, um zugleich Ihnen wie Ihrer genialen theuren Frau Gemahlin den Ausdruck der unaussprechlich innigen Dankbarkeit zu erneuern, zu der ich Ihnen so mannigfach verpflichtet bin! –
Unwandelbar

Ihr
wärmster Verehrer
CFLueder.

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Lueder, Luise Sophie Charlotte
Lueder, Wilhelmine Henriette Caroline
Müller, Carl (Müller-Quartett 1)
Richter, Carl
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Kreuzfahrer
Erwähnte Orte: Göttingen
Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845011435

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 19.12.1844. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz, Spohr an Lueder, 18.01.1845, ist vermutlich die Antwort auf diesen Brief.

[1] Hier gestrichen: „Sch“.

[2] Rechts über dem Adressfeld befindet sich der Poststempel „CATLENBURG“, links unter dem Adressfeld ein verwischter Poststempel aus Kassel.

[3] Zur Uraufführung von Spohrs Oper Die Kreuzfahrer am 01.01.1845 vgl. Spohr an Adolph Hesse, 18.01.1845; O[tto] K[raushaar], „Cassel, im Januar 1845”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 47 (1845), Sp. 256-260, hier Sp. 258.

[4] Wilhelmine Henriette Caroline Lueder.

[5] Luise Sophie Charlotte Lueder.

[6] Ida Wolff.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.06.2021).