Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochwohlgeborner,
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!

Um Ew. Hochwohlgeboren gütige Entschuldigung bittend, daß ich jetzt erst, Ihr mir so sehr werthes Schreiben beantworte, fühle ich mich veranlaßt, Ihnen für die freundliche Aufnahme der kleinen Gabe1, die ich an Sie zu senden wagte, meinen innigsten Dank zu sagen, und nochmals zu versichern, daß ich, wenn ich Ew Hochwohlgeboren ausserdem einmal mit etwas dienen könnte, und sollte es mich das Leben kosten, es mit der größten Bereitwilligkeit thun würde. Mit meinem Sohn in Meiningen bin ich seit er sich daselbst anstellen ließ und die Stelle in Sondershausen, die ihm auf Ew Hochwohlgeboren gütige Verwendung angeboten wurde2, wieder meinen Willen ausser Augen ließ3, in keineswegs guten Verhältnissen gewesen. Daß er so frei war, sich an Sie zu wenden4, war mir daher ganz unbekannt; sein Meininger Anstellungsdienst vom 1 Decemb. 1842. lautet so, daß er während 3 Jahren auf keine Zulage Anspruch machen, aber auch kein anderes Engagement annehmen könne; von diesen 3 Jahren sind nun schon beinahe 2 verflossen und er wird, nicht nur deswegen, weil die Besoldung gering, sondern auch, weil in Meiningen doch wenig zu hören ist, eine bessere Stelle wünschen, die freilich schwer zu finden sein wird. Daß sich aber mein Sohn an Ew Hochwohlgeboren wendet, ist eine unverschämte Dreistigkeit von ihm, da er sich doch bewußt sein muß, Sie durch sein Betragen oft gekränkt und Ihnen Beschwerden verursacht zu haben. Nach Ew. Hochwohlgeboren Wunsche habe ich ihm den Inhalt Ihres sehr werthen Schreibens, der ihn betrifft, mitgetheilt, habe ich aber auch für seine Dreistigkeit hervenommen, hege aber die gewisse Ueberzeugung von Ihrer Güte, daß Sie sich, ob er es auch nicht verdient, doch, wenn sich eine Gelegenheit finden sollte, gütigst für ihn zu verwenden die Gewogenheit haben werden. Noch wage ich es, eine große Bitte, die ich schon einmal so sein war an Ew Hochwohlgeboren zu thun, jetzt zu wiederholen und hoffe, daß Sie solche nicht mit Unwillen aufnehmen werden; es machte mich unendlich glücklich, wenn ich einige, oder nur eine Zeile Noten von der Hand, die der Welt schon so viele Himmlische Werke schenkte, mein nennen könnte, als eine Reliquie würde ich sie verehrern und werth halten, wäre es nur ein Blatt, das Sie für gar nichts achten und vielleicht so der Vernichtung übergeben, so würden Sie mich dadurch ganz beglücken, ich bitte aber nochmals recht sehr, mir meine so große Freiheit nicht übel aufzunehmen und habe die Ehre mich Ihrer ferneren Gewogenheit mit der Versicherung zu empfehlen, daß ich zeitlebens bleiben werde

Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster Diener
Carl. Mahr.

Hildburghausen
d. 20 October 1844.

Noch bitte ich ganz ergebenst; keinen Ihrer werthesten Briefe, mit dem Sie mich in Zukunft vielleicht einmal zu beglücken die Güte haben, zu frankiren.

Autor(en): Mahr, Johann Christian Carl
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Mahr, Johann Carl Sebastian
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Meiningen>
Hofkapelle <Sondershausen>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844102040

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Mahr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Mahr an Spohr, 17.03.1846, aus dem sich noch ein derzeit verschollener Brief von Spohr an Mahr erschließen lässt.

[1] Vgl. Johann Christian Carl Mahr an Spohr, 18.09.1844.

[2] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[3] Vgl. Johann Carl Sebastian Mahr an Spohr, 14.01.1843.

[4] Johann Carl Sebastian Mahr an Spohr, 18.09.1844.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.05.2022).