Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.2 <18440821>
Beleg: Autographen. Historische Autographen, literarische Autographen, Musiker, Schauspieler und bildende Künstler, Stammbücher. Versteigerung am 20., 21. und 22. Oktober 1926 (= Katalog Liepmannssohn 48), Berlin 1926, S. 174f.

Breslau den 21 August 44.
 
Mein theurer Freund und Gönner!
 
Das Postporto wird Ihnen diesmal weniger angenehm sein als die Gewißheit Ihre letzten Dinge wieder in Händen zu haben. Ich nahm sie Herrn Kantor Fischer in Brieg1 neulich weg, der das Werk Ihnen wohl schon geschickt hätte, wenn er das Postporto nicht zu scheuen brauchte, da er erstens vom Gelde entblößt ist und eine Menge Schulden hat. Er ist ein herzensguter aber liederlicher Mensch dem ein Glas Bairisch Bier im Augenblick über alle Verpflichtungen geht. Schon früher würde ich Ihnen Ihr Werk zugestellt haben, hätte ich nicht mein Portrait, das gestern hier erschienen ist, beilegen wollen. Ich bitte eins davon dem jungen Bott zu geben und bei dem andern sich selbst manchmal Ihres dankbaren Verehrers zu erinnern. Sie waren so glücklich 2 Sinfonien in einer Ihnen zu Ehren veranstalteten Produktion des Konservatoire zu hören. Schreiben Sie mir doch recht bald, ob denn die Exekution wirklich über alle Begriffe geht! Man hat mich in Paris portraitirt leider ist es aber eine Carricatur.
NB. Der Kantor Fischer sagte mir er habe nicht mehr Orchesterstimmen von Ihrem Oratorium, die Blasinstrumente hätten Sie ihm nicht geschickt. In einigen Wochen wird Sie vielleicht ein Herr Banquier und Rittergutsbesitzer Friedländer von Breslau besuchen, der mit seiner Tochter nach Paris gereist ist.2 Er ist großer Kunstfreund und seine sehr liebenswürdige Tochter meine Schülerin, die fast alle Ihre Kompositionen kennt und hoch verehrt. Vielleicht wäre es möglich, daß Sie die große Gute hätten ihnen etwas vorzuspielen. Herr Friedländer macht hier ein großes Haus, sieht stets Künstler bei sich und hat auch Bott sehr gut aufgenommen, was dieser auch bestätigen wird.
Nun mein theurer Freund erfreuen Sie mich bald mit einigen Zeilen und empfehlen Sie mich Ihrer werthen Frau Gemahlin, Fräulein Pauline Pfeiffer2b, Herrn Oberappellationsrath3 nebst Familie, Fr. v. Malsburg etc. etc.
 
Ich bin
Ihr ergebener Verehrer
Adolph Hesse.

Autor(en): Hesse, Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Fischer, Wilhelm (Brieg)
Friedländer, Bertha
Friedländer, Joseph
Malsburg, Caroline von der
Pfeiffer, Burchard Wilhelm
Wehner, Pauline
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Breslau
Brieg
Paris
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844082131

Spohr



Der letzte Brief dieser Korrespondenz ist Hesse an Spohr, 16.08.1844. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Hessen an Spohr, 25.10.1844.
 
[1] Eine Aufführung von Die letzten Dinge in Brieg ist derzeit noch nicht ermittelt.
 
[2] Vgl. Hesse an Spohr, 16.08.1844.

[2b] [Ergänzung 19.05.2020:] Pauline Pfeiffer, später verh. Wehner.
 
[3] Vermutlich Spohrs Schwiegervater Burchard Wilhelm Pfeiffer.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.10.2015).