Autograf: Historical Society of Pennsylvania, Philadelphia (US-PHhs), Sign. Simon Gratz Collection

Hochgeehrter Herr Generaldirector,

Die Fräulein Wilkens1, die hier als Zerline2 und noch in einigen andern Rollen gesungen hat, ist wie ihre Schwester3, die Clavierspielerin, ein talentvolles Mädchen; zur Sängerin fehlt ihr aber das erste Erforderniß, eine gesunde, kräftige Stimme. War ihr hiesiges Auftreten wirklich ein erstes, so verräth sie viel Talent für die Darstellung und da ihr Äußeres vortheilhaft ‚ist, so kann sie es als Schauspielerin wohl zu etwas bedeutendem bringen; aber als Sängerin wird sie für ewig mit ihrer unbedeutenden, gebrochenen(?) Stimme zu kämpfen haben. Auch war ihre Intonation, wahrscheinlich als Folge ihrer fehlerhaften Stimme nicht immer rein. Sie scheint mir daher keine passende Aquisition für das Berliner Theater.
Mit vollkommenster Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn

Ew. Hochwohlgeb
ergebenster
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Küstner, Karl Theodor von
Erwähnte Personen: Wilkens, Caroline
Wilkens, Charlotte
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Königliche Schauspiele <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844082115

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Küstner an Spohr, 06.07.1835. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Küstner, Ende März 1845.

[1] Charlotte Wilkens (vgl. Wilhelm Speyer an Spohr, 25.04.1843).

[2] Rolle in Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart. Zum Auftritt vgl. „Cassel, den 7. Mai 1843“, in: Allgemeine Theater-Chronik 12 (1843),

[3] Caroline Wilkens.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.06.2020).