Gottfried Herrmann an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner,
Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Nach der Aufführung am diesjährigen Charfreytage dachte ich zu irgend einem milden Zwecke noch ein größere Aufführung zu veranstalten, um zugleich das Vater-Unser noch einmal zu wiederholen, was, ich aber in der ersten Wochen durch die Aufführung der Schöpfung, veranlaßt durch die Sängerinn Mad. Schlegel-Köster, verschob u. nun wegen zu weit vorgerückter Jahreszeit u. dem zu mehr bevorstehenden Liedertafel-Gesangfeste ganz unmöglich wird. Um nun nicht Ihre große Langmuth noch mehr zu erschöpfen, säume ich nicht länger, Ihnen Ihre mir so gütigst geliehenen Stimmen mit dem größesten Danke wieder zurück zu senden, u. zugleich wegen der langen Verzögerung recht sehr um Entschuldigung zu bitten Wie sehr würde es mir zur größesten Freude gereichen, wenn sich mir eine Gelegenheit darbieten wollte, Ihnen für Ihre mir schon so lange gezollte freundliche Güte meine ganze Erkenntlichkeit beweisen zu können. Für jetzt kann ich bloß mit der Versicherung der größten Verehrung u. unter den angelegentlichsten Grüßen von uns an Sie u. Ihre geschätzte Gemahlinn schließen.

Ew. Wohlgeboren
ganz Ergebenster
Gottf. Herrmann.

Lübeck, den 2^ten Juny
1844.