Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Wohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Doctor!
Wenn ich es wage, diese Zeilen an Ew. Wohlgeboren zu richten, so weiß ich meine Freiheit nicht anders zu entschuldigen, als mit der Freundlichkeit die meinem lieben Hilf von Ihnen zu Theil wird. Hilf ist eine sonderbare Erscheinung für mich, und hat bei seiner musikalischen Laufbahn mich merkwürdig berührt.
Sein Vater, ein mit musikalischem Talent ausgerüsteter Mann und selbst musikalisch, bestimmte mich schon bei dessen Geburt zu seinen ersten Lehrer in der Musik –. Auch bei seinem ersten Ausflug in die Welt, welches leider erst in seinem 20. Jahre geschehen konnte, da der Vater nie seine Zustimmung gab, mußte sichs fügen, daß ich eine Hauptrolle dabei zu spielen bekam –. Hilf ist mir deshalb theuer und werth, und ich denke immer noch mit inniger Liebe an ihn. Er ist ein treuer Sohn und Bruder, und ein dankbarer Mensch gegen seine Wohlthäter –. Durch eigenes Geschick mußte sichs zutragen seine musikalische Laufbahn nicht nach alphabetischer Ordnung vorwärts zu erzielen; allein er hat erreicht, was ihm Segen bringen wird und Segen gebracht hat, und ich glaube, daß der Ort rückwärts im Alphabet für ihn ein großer Nutzen gewesen ist.
Möchte Ew. Wohlgeboren nicht ermüden in Wohlthun – und möchte der bis jetzt Gesegnete sein Glück erkennen und seinen großen Wohlthäter fort dankbar preisen.
Als besondere Gunst des Geschicks würde ich’s betrachten, wenn Ew. Wohlgeboren auch diesen Zeilen eine freundliche Aufnahme gewährten.
Um Verzeihung und gütige Nachsicht bittend, verharrt mit der größten Hochachtung
Ew. Wohlgeborn
ganz gehorsamster
Fried. Horlbeck,
Organist an hiesiger Stadtk.
Adorf,
den 24. Mai
1844.
Autor(en): | Horlbeck, Friedrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Hilf, Christoph Wolfgang |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844052444 |
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.07.2024).