Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,278

Herrn Hofkapellmeister Louis Spohr
Wohlgeb.
Cassel


Frfurt am 18 Mai 1844.

Theurer Freund!

Der Ueberbringer dieses, Herr B. Nenninger ist ein Jugendfreund von mir, der Bruder meines ersten Violinmeisters. – In frühster Jugendzeit wurden wir zusammen erzogen. Im Jahr 1810 gieng er nach Amerika, wo er 32 Jahre blieb, und vor 2 Jahren unvermuthet zurückkehrte, u. sich nun hier aufhält. Er ist ein tüchtiger Musiker. Jetzt geht er nach Bremen um Verwandte zu besuchen u. da er Kassel berührt, so wünscht er, als ein überaus großer Verehrer von Ihnen, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Nehmen Sie ihn freundlich auf. – Vor einiger Zeit hatte ich die große Freude, Cherubinis Medea 3 male zu hören. In langer Zeit erinnere ich mich nicht, eine so erhabenen Kunstgenuß empfunden zu haben. Es ist merkwürdig daß kein vollständiger Clavierauszug dieser Oper existirt und ich habe deswegen einen meiner musikalischen Bekannten vermocht(?), einen Clavierauszug zu machen, der bei Schott erscheinen wird.
Wo werden Sie denn diesmal Ihre Ferien zubringen? Werden Sie uns vielleicht besuchen?
Meine Tochter, die sich nun auch der Composition zuwendet, wozu offenbares Talent sich zeigt, hat bereits einen Cursus durchgemacht, und wird in einigen Monaten zu Hauptmann nach Leipzig gehen, um dort zu studiren.
Schnyder wird uns verlassen. Er geht nach Luzern um wenigstens 4 Jahre vielleicht immer dort zu bleiben.1
Von den Meinigen herzl. Grüße.

Stets Ihr treuer WmSpeyer.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Nenninger, Benjamin
Nenninger, Johann
Schnyder von Wartensee, Franz Xaver
Speyer, Antonie
Erwähnte Kompositionen: Cherubini, Luigi : Medea
Erwähnte Orte: Bremen
Frankfurt am Main
Leipzig
Luzern
Erwähnte Institutionen: Schott <Mainz>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844051832

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 12.08.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 01.05.1845.

[1] Vgl. „Frankfurt am Main”, in: Zeitung für die elegante Welt 44 (1844), S. 367f., hier S. 368

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.03.2016).