Heinrich Hofmann an Louis Spohr in Kassel

S^r Wohlgeboren
Herrn Kapellmeister
Dr. Spohr
in
Kassel


Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Ich beschäftige mich eben mit dem Oratorium „des Heilands letzte Stunden“ wovon ich den Klavierauszug in dieser Woche erhielt, und kann den lebhaften Wunsch nicht unterdrücken dasselbe im Gesangverein einzuüben, so wie die Studenten aus den Ferien kommen.
Schon früher veranlaßte ich Prof. Wernekink, der dazumal Vorstand war, Sie um Part. u. Orchesterstimmen von dem Orat. „die letzten Dinge“ zu bitten und stütze mich jetzt auf Ihre Güte und wage die Bitte mir gefälligst von den vier Vocalst. von jeder 6 Exemplare wo möglich im G Schlüßel den Sop. u. Alt, auf kurze Zeit zu leihen, so wie die Anfrage ob Sie bey einer Aufführung die Part. und Orchesterst. mit gütigst zukommen lassen wollten.
Wen¹ ich auch nicht gleich alle im Chor beschäftigen kan, so kan ich doch mit den Stimmführern anfangen und nach der Aufführung bin ich auch der Anschaffung gewiß. Sie waren in Frankenhausen wo mich mein Freund der verstorbene Wassermann Ihnen vorstellte², so gütig mir einige freundliche ermunternde Wort zu sagen – gönnen Sie auch diese Uberbringer dieses meinem Sohn, welches gewiß einen bleibenden Eindruck für sein ganzes Leben haben wird, zumal er schon als Knabe die Hochachtung für Sie eingesogen hat, da er als Altist in den Chören Ihrer geistlichen so wie Opernmusik mitwirkte. Sollten Sie nicht abgeneigt seyn meine Bitte zu gewähren, fänden aber Anstand die Stimmen meinem Sohn anzuvertrauen, so können Sie dieselbe an Hr. Heilmann oder Finanzrath Hoen wo er logirt abgeben laßen.

Mit wahrer Hochachtung
Ew. Wohlgeboren Sie verehrender
und ergebenster
H. Hofmann
Musikdr

Gießen am 8^ten
April 1844.