Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Mein hochverehrtester Meister!

Nach Ihrem letzten Schreiben hab' ich meine Symphonie nach der von Ihnen angegebenen Weise einer Revision unterworfen, bin aber dabei auf große Schwierigkeiten gestoßen, und bis jetzt, ich muß es aufrichtig gestehen, noch zu keinem Resultate gekommen. Ich sehe auch keinen Weg, der mich zur Klarheit führen könnte, als wenn Sie, mein lieber Meister, mir erlauben, Ihr wirklicher Schüler zu werden. Wollten Sie mich des Glückes theilhaftig werden lassen, so würde ich es ermöglichen, daß ich von dem 9ten März bis zum 14ten März, wenn Sie in der Zeit keine Reise unternähmen, bei Ihnen sein könnte, um Ihren Unterricht u. Rath über mancherlei Gegenstände, über die mir noch alle Empfehlung mangelt, genießen zu können. Ich bitte, wenn Ihre Zeit beschränkt ist, nur um eine halbe oder Viertelstunde täglich und gehe dafür jede Bedingung ein, die Sie mir gütigst stellen werden. Ich würde es auch sonst nicht mehr wagen dürfen, Sie ferner um ein Urtheil über meine Arbeiten zu ersuchen, ohne mich mindestens der Zudringlichkeit schuldig zu machen. Bin ich schon Etwas geworden, so legen Sie gütigst die letzte Feile an mich, denn nur unter Ihren Händen kann u. werde ich jene Sicherheit u. Vollendung erhalten, die nöthig ist, um in unserer Zeit in der ersten Reihe der Künstler zu stehen.
Dürfte ich mich daher wol unterstehen, Sie ergebenst zu bitten, mir durch Hrn. Drescher sagen zu lassen, ob ich kommen darf?
Mit Sehnsucht sehe ich dem Ruf entgegen
Ew. Wohlgeboren
ewiger Liebe und Dankbarkeit

ergebenster
F. Kühmstedt

Eisenach am 3t April
1844.

Autor(en): Kühmstedt, Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Drescher, Emil
Erwähnte Kompositionen: Kühmstedt, Friedrich : Sinfonien, Nr. 2
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844040340

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Kühmstedt, dessen Postweg sich möglicherweise mit Kühmstedt an Spohr, 12.03.1844 überschnitt. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Kühmstedt an Spohr, 31.10.1844.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (16.07.2020).