Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung (D-B), Sign. Nachl. Hoffmann von Fallersleben Kasten 5

Sr. Wohlgeb.
Herrn Professor Hoffmann
von Fallersleben
in Berlin
im Rheinischen Hofe1


Cassel, den 20sten Febr.
1844.

Hochgeehrter Herr,

Als ich Ihr geehrtes Schreiben mit der Aufforderung, eines der Kinderlieder zu komponiren, erhielt, war ich, wie auch jetzt noch, mit einer großen Arbeit beschäftigt2, von der ich mich unter andern Umständen nicht hätte losreißen können. Hier galt es aber, gegen einen Mann gefällig zu seyn, dessen frühere Arbeiten, von denen ich einiges in Musik gesetzt habe3, mich4 schon sehr angezogen hatte, der mir eben durch seinen muthigen Kampf, für deutsche Freiheit, dessen Märtyrer er leider geworden ist5, die allgemeine Liebe und Theilnahme erworben hat. Hier konnte ich nicht ablehnen und so sende ich denn meinen kl. Beitrag noch vor dem bezeichneten Termin. Das Lied konnte seiner Bestimmung nach keine große Kunst entwickeln und so bitte ich denn, die anspruchslose Gabe freundlich aufnehmen zu wollen.6
Mit vorzüglicher Hochachtung ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, op. 139
Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, WoO 111
Spohr, Louis : Lieder, Sopr Klar Kl, op. 103
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844022017

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter an Spohr, zwischen 23. und 31.12.1843.

[1] Hier gestrichen: „Eichberg / Baden“. Hier außerdem Poststempel „Hirschberg / 28/2“ und „Breslau / 26/2 / 1-2“.

[2] Seiner Oper Die Kreuzfahrer.

[3] „Wiegenlied“ op. 103.4 und „Was mir übrig bliebe“ op. 139.5.

[4] „mich“ über der Zeile eingefügt.

[5] Am 20.12.1842 wurde Hoffmann wegen politisch anstößiger Ansichten in seinen Unpolitischen Liedern, aus denen auch die Vorlage zu Spohrs Lied stammt, ohne Pension seiner Professur in Breslau enthoben (vgl. Zehn Actenstücke über die Amtsentsetzung des Professors Hoffmann von Fallersleben, Mannheim 1843).

[6] Druck in: [August Heinrich] Hoffmann von Fallersleben, Funfzig neue Kinderlieder, Mannheim 1845, S. 61f.; 2. Aufl., Heidelberg 1866, S. 61f.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.05.2017).