Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Rainer Krempien, „Louis Spohrs pädagogisches Wirken. Dargestellt am Beispiel seiner Beziehungen zu Gottfried Herrmann“, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitzt Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 53-64, hier S. 59 (teilweise)
Inhaltsangabe: Hans Haase, „Herrmann, Gottfried“, in: Musik in Geschichte und Gegenwart 6, Sp. 264-274, hier Sp. 270

Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Es ist mir gelungen Ihr prachtvolles Vaterunser vollständig von Altona zu bekommen, was ich, um Ihnen eine Belästigung zu sparen, u. wegen dem kürzeren Transporte vorzog. Leider sind es aber zu wenige Quartett- u. Chor-stimmen, weshalb ich mir doch noch erlaube, Sie recht dringend um die große Gefälligkeit zu bitten, mir noch außer den 4-Solo-Gesangstimmen an Quartettstimmen noch 2 erste Violine 3 zweite Vio. 2 Bratschen u 3 Bässer u. an Chorstimmen 8 Sopran 12 Alt, 12 Tenor u 14 Bässer zukommen zu lassen, u. zwar wenn es Ihnen möglich wäre recht bald, um es in allen Stimmen gehörig einstudiren zu können. Hoffentlich werden Sie mir die Bitte nicht übel nehmen, da Sie es mir bey meinem letzten Aufenthalte bey Ihnen in Cassel aufs freundlichste zusagten. –
In meine letzten Conzerte spielte ich Ihr 9tes Concert aus D moll mit vielem Glücke u. gelang aus auch zum allgemeinen Ergötzen die Ausführung Ihrer Jessonda-Ouverture u. die große Sopran-Arie aus Faust sehr gut, u. ich wünsche nur, daß es mir mit Ihrer großen Sinfonie „die Weihe der Töne“ am nächsten Sonnabend wieder etwa so glücken möge.
Zu meiner Freude muß ich gestehen, daß sich mein Orchester in den letzten Jahren so sehr gebessert hat, daß es jetzt solche schwierigen Werke mit wirklicher Begeisterung und so schwungvoll wiedergibt, daß das Publikum jedes Mal ganz enthusiasmiert wird. – Bey meinen vielen jetztigen Conzertgeschäften u. bedrängten Zeit muß ich leider schließen u. empfehle mich u. meine Frau Ihrer u. Ihrer Frau Gemahlinn fernrer Gewgenheit angelegentlichst

Ihr
Sie hochschätzender u. ergebenster
Gottf. Herrmann.

Lübeck den 7ten Feb.
1844.

Autor(en): Herrmann, Gottfried
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Jessonda
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 55
Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 67
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Altona
Kassel
Lübeck
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1844020740

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Herrmann an Spohr, 18.05.1841. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Herrmann an Spohr, 02.06.1844.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.09.2021).