Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Simon Moser, Das Liedschaffen Louis Spohrs. Studien, Kataloge, Analysen, Wertungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kunstliedes, Kassel 2005, Bd. 1, S. 65 (teilweise)
Inhaltsangabe: Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 473

Hochgeehrter Herr Hofcapellmeister!

Ich bin in der angenehmen Erwartung, daß Sie nun schon längere Zeit wieder in Besitz Ihres mir gütigst behufs des Stichs mitgetheilten Portraits sind, uns ist es unversehrt angekommen.1 Ich beauftragte Herrn Mayer in Nürnberg welcher den Stich2 besorgte, Ihnen 6 Abdrücke auf gleich. Papier beizulegen; ich habe keine Kosten gescheut, um den Stich in höchster Vollendung ausführen zu lassen und ich zweifle nicht, daß Sie vollkommen befriedigt sind.
Das Ihnen für die mir überlassene Composition3 schuldige Honorar, 3 Louisd’or à Rth. 5.12 ggl. ----- Rth. 16.12 ggl. übersende ich Ihnen hiebei in 16 Thlrn. Preuß. Courant. Da sich der Bruchthaler in Silber dem Brief nicht wohl beischließen läßt, Erbitte ich denselben an den Portrait-Abdrücken gefl. mit anzurechnen.
Anliegende Eigenthums- und HonorarEmpfangsBestätigungen wollen Sie die Güte haben, mir unterzeichnet zurückzusenden. Ich habe darin die erste Composition4, welche Sie Hofkapellmeister Täglichsbeck verehrten5, mit bemerkt, da es weniger für ihn, als für mich Werth hat, etwaigen Nachdrucks-Versuchen entgegen zu treten, wozu die Bescheinigung lediglich in eintretenden Fällen zu dienen hat. – Ich würde gern hiemit die angelegentliche Bitte verbinden, mir noch einige so herrliche Lieder für mein Orpheon zu schreiben, wenn mir nur der billige Preis desselben, und die übrigen financiellen Verhältnisse dieses Unternehmens gestatten würden, einen gleichen Honoraraufwand durchgängig zu machen. Die Bitte einer mäßigeren Honorarverrechnung darf ich aber kaum wagen, da ich nicht zweifle, daß andere Verleger, welche zu theuren Preisen verkaufen, mich überbieten. Aber vielleicht würde es Ihnen conveniren, den Gegenwerth in einer Anzahl Abdrücken Ihres Portraits zu erhalten, da Sie doch wohl dann und wann in den Fall kommen, es Verwandten, Freunden und Verehrern als Andenken zu geben.
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung und

Ergebenheit
Karl Göpel.

Stuttgart d. 4. Novbr.
1843.

Autor(en): Göpel, Karl
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Mayer, Carl
Täglichsbeck, Thomas
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, WoO 106
Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, WoO 109
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843112456

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Göpel.

[1] Ein Gemälde von Johann Wilhelm Theodor Roux (vgl. Herfried Homburg, „Bildnisse Louis Spohrs. Eine vorläufige Bestandsaufnahme”, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitzt Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 209-230, hier S. 215f.)

[2] Erstellt für Orpheon. Album für Gesang mit Pianoforte, Bd. 2, [Stuttgart 1844], Porträt nach Titelblatt. Mit diesem Brief lässt sich die bisherige Datierung des Stichs von „Nach 1838“ auf 1843 korrigieren (vgl. Homburg, „Bildnisse”, S. 216).

[3] „Liebt er mich?“ [WoO 109], in: Orpheon, Bd. 2, [Stuttgart 1844], S. 81-85.

[4] „Wolle keiner mich fragen“ [WoO 106], in: Orpheon. Album für Gesang mit Pianoforte, Bd. 1, [Stuttgart 1842], S. 6ff.

[5] Vgl. Täglichsbeck an Spohr, 24.11.1842.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.07.2021).