Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,277
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 259 (teilweise)

Herrn Hofkapellmeister
Dr. Louis Spohr
Wohlgeb.
Cassel.


Frankfurt am 12 Aug.
1843.

Theurer Freund!

Heute komme ich mit einem eignen Anliegen.
Der Ueberbringer dieses heißt Sänger. Dieser junge Mann hat bis vor kurzer Zeit irgend eine Profession betrieben, wurde aber von der Idee erfaßt, ein Geiger zu werden. Mit der ungeheuersten Beharrlichkeit verfolgt er sein Vorhaben. Ganze Tage und einen guten Theil der Nächte verwendet er zum Studium u. da er mittelloß ist, so darbt er, nur um geigen zu können. Es gelingt ihm auch einige Personen für sich zu interessiren.
Nun hat er aber auch die fixe Idee, sich mit seiner Geige bei Ihnen zu präsentiren, denn nur durch Sie glaubt er es zu etwas bedeutendem bringen zu können. – Wenn Sie ihm wöchentlich nur eine Stunde geben können, so glaubt er ist sein Glück gemacht. Die Personen die sich für ihn interessiren, werden für seinen dortigen Unterhalt sorgen. Von mehreren Seiten und namentlich durch den jungen Mann selbst werde ich ergangen ihn bei Ihnen zu empfehlen, u. ich thue es hiermit, in der Voraussetzung etwas Gutes zu stiften.
Meine Kur in Wiesbaden hat bis jetzt keine wohlthätige Veränderung meines Gesundheitszustandes hervorgebracht; ich fürchte, mich 3 Wochen vergebens gelangweilt zu haben. Um mich zu zerstreuen, habe ich Violinduetten gemacht. Zwei artige Opern von Auber habe ich gesehen: La Part du Diable und die Krondiamanten. Auber hat doch immer etwas pikantes u. neues in Melodien und Rhythmenformen u. auch interessante Instrumentation.
Schließlich gratuliere ich zu der 2ten Vermählung Ihres Kurfürsten mit dem Fräulein von Berlepsch und hoffe, daß alles wohl u. gesund bei Ihnen ist.

Stets Ihr treu ergebener
WmSpeyer.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Berlepsch, Caroline von
Sänger (Geiger)
Erwähnte Kompositionen: Auber, Daniel-François-Esprit : Les Diamants de la couronne
Auber, Daniel-François-Esprit : La part du Diable
Speyer, Wilhelm : Duos, Vl 1 2
Sänger (Geiger)
Erwähnte Orte: Wiesbaden
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Wiesbaden>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843081232

https://bit.ly/

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 25.04.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 18.05.1844.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.03.2016).

Frankfurt, 12. August 1843.

... Meine Kur in Wiesbaden hat bis jetzt keine wohltätige Veränderung meines Gesundheitszustandes hervorgebracht; ich fürchte, mich drei Wochen vergebens gelangweilt zu haben. Um mich zu zerstreuen, habe ich Violinduetten komponiert.
Zwei artige Opern von Auber habe ich gesehen: ,La Part du Diable’ und die ,Krondiamanten’. Auber hat doch immer etwas Pikantes und Neues in Melodien und Rhythmenformen und auch interessante Instrumentation.
Schließlich gratuliere ich zu der zweiten Vermählung Ihres Kurfürsten mit dem Fräulein von Berlepsch und hoffe, daß alles wohl und gesund bei Ihnen ist ...