Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Inhaltsangabe: Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 215

Pietro Mechetti qm1 Carlo.
kais. königl.
Hof-Kunst- und Musikalienhandlung2

Wien, 13. April
1843.

Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Mit wahrem Vergnügen empfing ich gestern Ihr sehr werthgeschätztes Schreiben vom 6. dieses, welches mir neuerdings Beweise Ihrer mir so werthen Gunst giebt.
Ich hegte schon längere Zeit den Wunsch, meinen neuesten Verlagsverzeichnisse wieder mit Ihrem berühmten Namen geschmückt zu haben und erbiete mich demnach mit Freuden zur Annahme Ihres 125ten Werkes. –
Für eine dem Hochgeeachteten Dedicanten3 angemessen glänzende Ausstattung werde ich die möglichste Sorge tragen und den Ruf, dessen sich meine Verlagswerke in technischer Beziehung fast überall erfreuen, damit noch zu erhöhen suchen.
Bezüglich der gestellten pecuniären Bedingungen müßen Sie mir schon einige Bemerkungen erlauben.
Es war und wird mir mein Princip seyn mit den resp. Herrn Compositeur um Manuscripte zu feilschen; allein die Gegenwart, in der fast alle kaufmännische Etablissements mehr oder minder ungünstige Conjuncturen erleiden, – hat auch auf der ehedem für sehr lucrativ gehaltenen Musikalienverlags-Geschäfts einigen Einfluß geübt. Die Ursachen gehören nicht hierher, dürften jedoch auch Ihnen nicht ganz unbekannt seyn; – indessen ist es feste Thatsache, daß sich der Absatz und die Nachfrage nach classischen Compositionen von Seiten des musikalischen Publicums immer mehr verändert, besonders finden diese Umstände auf Süddeutschland Anwendung.
In Berücksichtigung dieser Verhältnisse und nach dem von mir als Kaufmann entworfenen Calcul kann ich das festgesetzte Honorar von Rth 150.- nicht anders als zu hoch finden; – meinem Ermessen nach wäre die Summe von Rth 100.- Pr. Crt.4, – wofür ich die Sonate alsdenn für mein gänzliches, alleiniges Eigenthum betrachten würde, – das höchste Gebot, das ich Ihnen antragen könnte. – Ich darf wohl überzeugt seyn, daß Sie diese freimüthige Erklärung, die ich mir nur mit Rücksichtsnahme auf unsre bisherige Geschäftsverbindung erlaubte – nicht übel deuten werden; – der Verleger ist ja bekanntlich seiner commerziellen Stellung nach darauf angewiesen, sich weniger nach dem Werthe, als vielmehr nach dem wahrscheinlichen Absatze eines Manuscriptes zu richten.
Sind Sie, geehrter Herr Kapellmeister, nun geneigt, meine Propositionen als annehmbar zu finden, so erfreuen Sie mich baldmöglichst mit einer Antwort oder noch besser mit dem Manuscripte selbst, die Publication würde alsdenn so schnell Sie es nur wünschen, erfolgen.
In dieser Erwartung habe ich die Ehre zu zeichnen

ganz ergebener
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebener
Pietro Mechetti qm Carlo
./.5

 

Autor(en): Mechetti
Mechetti, Pietro
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Mendelssohn Bartholdy, Felix
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Sonaten, Kl, op. 125
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843041356

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Mechetti, 06.04.1843. Spohrs Antwortbrief ist derzeit ebenfalls verschollen.

[1] Abk. f. „quondam“ = hier „vormals“.

[2] Bis hier Vordruck auf dem Briefpapier.

[3] Felix Mendelssohn Bartholdy.

[4] Abk. f. „Preußisch Courant“.

[5] Bei dem Zeichen „./.“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 340 und 348).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.07.2021).