Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Catlenburg am 5ten April 1843.

Innigst verehrtester Freund und Gönner!
So rückt denn die alldort stets so interessante Oster-Woche heran, von der auch ich wiederum einige Entschädigungen für Monathe lang treu geübte schwere Resignation schon lange erhoffe! –
Erhalte ich von Ihrer Güte nicht etwa noch einen anderen Directions-Avis: so treffe ich am Gründ-Donnerstag Morgen, den 13ten d. M., alldort ein; in der Voraussetzung, daß die General-Probe der Charfreytags-Passion solches Donnerstags-Nachmittags 2 Uhr ist; wie früher gewöhnlich. –
Gar sehr freue ich mich denn auch besonders dazu, – in dankbarer Vergegenwärtigung Ihrer und Ihrer innigst verehrten theuren Frau Gemahlin zu stets so großer Güte! – nun wohl das 2te Trio, und ebenso die Piano-Solo-Sonate vollständig zu hören, bey einer oder mehrer dafür zu erhaschender Gelegenheit! –
Carl Müller lud mich auch sehr freundlich zu den mehrfachen Proben u folgenden Symphonie-Concerte des Hn Berlioz ein! – wie wohl ich um die Composition dieses Gesellen einstweilen Niemandem beneide: so war mich doch recht leid, auch dieser Einladung in Geschäfts-Berücksichtigungen nicht folgen zu dürfen. Theils weil mir doch interessant gewesen wäre, den viel besprochenen Mann persönlich kennen zu lernen; andern Theils, weil eine solche Veranlassung denn gewöhnlich Privat-Parthien herbeyführt, die mich mehr interessirt haben würden, als Hn. Berlioz Symphonien; endlich aber auch, weil ich von Pseudo-Enthusiasten à la Dr Griepenkerl pp in solchen Fällen1 mir ungern antworten lasse: „Das Sie hätten diese Compositionen unter seiner eigenen Direction hören müssen! – da würde Ihhnen das Licht schon aufgegangen seyn!“ pppp
Wenn gleich ich im voraus, u ohne irgend einen bey mir sich regenden auch nur leisesten Zweifel auf dieses Franzosen-Licht an sich gar gern verzichte!! –
Wäre Mittenwochs etwa eine interessante Oper, oder etwa schon eine erste große Probe: so würde ich auf Mittewoch Morgen schon eintreffen können. Ohne weitere Nachricht aber komme ich Donnerstags; u freue mich unendlich darauf, Ihnen wie Ihrer gnädgien Frau Gemahlin als denn erneuert die innige Verehrung ausdrücken zu dürfen, mit welcher ich unter den herzlichsten Grüßen meiner Frau u tief empfundenster Dankbarkeit mit Herz u Mund bin u bleibe

der Ihrige
CFLueder.

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
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Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843040535

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrerspondenz ist Lueder an Spohr, 29.03.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 01.05.1843.

[1] „Fällen“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.03.2021).