Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Seiner Hochwohlgeboren
dem kurfürstlich Hessischen Hofkapellmeister
Herrn Doctor Louis Spohr.
zu
Hessen-Cassel.

frei zur Gränze.1


Eger am 1ten April 1843.

Hochgeehrter Herr Hofkapellmeister!

Sobald ich durch den am 23ten Juni vorigen Jahres von Carlsbad zurückkehrenden Postillion die Nachricht erhalten hatte, daß Ihnen bei Ihrem Aufenthalt2 in meinem Hause ein Paar schwarzseidene Handschuhe abhanden gekommen waren, stellte ich soglich eine strenge und genaue Untersuchung über diesen Vorfall an, und da ich weder Gerichte noch Polizei dabei zu meiner Hülfe in Anspruch genommen, sondern Alles nach eigenem Ermessen und Gutdünken eingeleitet habe, so ist es mir gelungen, schon jetzt zu einem glücklichen Ende damit zu kommen, daß ich anligend Ihr verlorenes Eigenthum wieder an Sie absenden kann, wozu ich den heutigen Tag vorzugsbeweise wählte, damit es gerade am 5ten April in Ihre Hände kommen möge, an welchem, wie ich aus dem Conversations-Lexicon ersehen, Sie, geehrter Herr Hofkapellmeister, mitgefeiert von der ganzen musikalischen Welt, Ihren höcherfreulichen Geburtstag begehen werden! – –
Bevor ich schließe, erlaube ich mir noch die unterthänige Bitte, daß wenn Sie auf einer Ihrer interessanten Reisen einmal wieder unsere Gegend beehren sollten, Sie mich doch abermals mit Ihrem Besuche beglücken möchten, wobei ich jederzeit erbötig sein werde, ähnliche Angelegenheiten wie die, welche mir diesmal die Ehre eines so interessanten Briefwechsels verschafften, aber so schleunig und pünktlich zu besorgen.
Mit ergebenster Hochachtung

Euer Hochwohlgeboren gehorsamster Diener
C. Schmidt.
Gastwirth zu d. 3 Erzherzogen3

Autor(en): Schmidt, C.
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Eger
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843040116

Spohr



[1] Rechts über dem Adressfeld befindet sich der Poststempel „EGER / 1April“; auf der Rückseite des Briefumschlags befindet sich der Stempel „5 APRIL 1843“.

[2] Marianne Spohr bemerkt nur knapp: „Morgens v. ¼ 6 bis gegen 12 Uhr fuhren wir durch schöne eigenthümliche Gegend über das hübsche Franzensbrunn nach Eger, wo wir sehr gut zu Mittag aßen, u dann weiter über Frankenau u das wundervolle Ellnbogen nach Carlsbad, wo wir noch vor 6 eintrafen.(Tagebucheintrag 23.06.1842).

[3] Zum Gasthof vgl. Georg Lorenz Sommer, Kaiser Franzensbad bei Eger und seine Umgebungen. Ein Handbuch für Curgäste, Eger 1842, S. 241; Karl Heinrich Wilhelm Münnich, Das Fichtelgebirge und das Egerthal in der Gegenwart und Vergangenheit, vom Ursprunge der Eger bis zu ihrer Mündung, Dresden 1859, S. 57.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.09.2020).