Autograf: Bodleian Library Oxford (GB-Ob), Sign. MS Margaret Deneke Mendelssohn c. 42, f. 29
Abschrift: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. MA Nachl. 7,64/1,14
Druck 1: John Michael Cooper und R. Larry Todd, „'With True Esteem and Friendship'. The Correspondence of Felix Mendelssohn Bartholdy and Louis Spohr“, in: Journal of Musicological Research 29 (2010), S. 171-259, hier S. 249f.; englische Übersetzung S. 208f.
Druck 2: Felix Mendelssohn Bartholdy, Sämtliche Briefe, Bd. 9, hrsg. v. Stefan Münnich, Lucian Schiewietz und Uta Wald unter Mitarb. v. Ingrid Jach, Kassel u.a. 2015, S. 246f.
[Beleg: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen allerArt (Fürsten,Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 57]


Leipzig d. 24 März 1843.

Hochgeehrter Herr Kapellmeister

Gestern wurde in unserm Abonnement-Concert Ihre Concert-Ouvertüre im ernsten Styl zum erstenmale aufgeführt1, und ich eile Ihnen im Namen aller unsrer Musikfreunde, und in meinem eignen aufs herzlichste für die Freude zu danken, die Sie uns durch das Werk bereitet haben, und für die Ehre die Sie uns erzeigten indem Sie uns die ersten sein ließen, die es nach der dortigen Aufführung geben durften. Ich glaube, Sie würden mit der Ausführung im Ganzen zufrieden gewesen sein; wir hatten es oft probirt, und wie es mit jedem Male klarer wurde und besser ging, so wurde es uns auch mit jedem Male lieber. Recht bitten möchte ich Sie, den Titel beizubehalten, den Sie gewählt haben, und nicht denjenigen Ihrer Freunde nachzugeben, welche es, wie Sie2 einmal früher schrieben3 die Ouvertüre zur Braut von Messina genannt wissen möchten. Es sind in der Braut von Messina manche Elemente, die in der Ouvertüre nicht sind, und umgekehrt; dagegen eine Concert-Ouvertüre im ernsten Styl, das ist sie von Anfang bis zu Ende, und deswegen möchte ich auch gern daß sie nicht anders hieße.
Zugleich muß ich Ihnen meinen Dank für die Sonate wiederholen, oder vielmehr jetzt erst doppelt sagen, denn ich habe sie nun kennen gelernt. Hauptmann brachte sie neulich in Ihrem Manuscript4, und ich fiel gleich drüber her, und wollte5 sie vom Blatt spielen, wobei ich denn freilich bemerken mußte, daß sie manche recht große Schwierigkeiten darbietet, und daß ich das meiste besser lesen, als spielen konnte. Indeß auch das letztere hoffe ich zu lernen, wenn ich sie erst habe und üben kann. Hauptmann sagte, das Scherzo wäre Ihr Lieblingssatz; so ging es mir beim ersten Spielen auch; vorzüglich wo es im Trio wieder ins Thema geht, von gdur nach as, das ist meine große Lieblingsstelle.6
Und nun haben Sie auch noch Dank für alle Mühe, die Sie sich mit meiner amoll Symphonie genommen, und für alles Gute u. Ehrenvolle, das Sie Hauptmann darüber geschrieben haben7, wie er mir mittheilte. Erhalten Sie mir Ihr freundliches Wohlwollen, wie ich stets sein werde

Ihr hochachtungsvoll
ergebenster
Felix Mendelssohn Bartholdy.

Autor(en): Mendelssohn Bartholdy, Felix
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Erwähnte Kompositionen: Mendelssohn Bartholdy, Felix : Sinfonien, op. 56
Spohr, Louis : Konzert-Ouvertüre im ernsten Stil, op. 126
Spohr, Louis : Sonaten, Kl, op. 125
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843032411

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Mendelssohn, 30.01.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Mendelssohn, 16.05.1843.

[1] Vgl. „Neunzehntes Abonnementconcert, d. 23sten März“, in: Neue Zeitschrift für Musik (1843), S. 142.

[2] Hier gestrichen: „mir“.

[3] Spohr an Mendelssohn, 23.01.1843.

[4] Vgl. Spohr an Moritz Hauptmann, 13.03.1843.

[5] „wollte“ über gestrichenem „spielte“ eingefügt.

[6] Vgl. Louis Spohr, Sonate für das Pianoforte, Wien 1843, S. 19f.

[7] Vgl. Spohr an Hauptmann, 13.03.1843.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.06.2020).