Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Inhaltsangabe: Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 215

Herrn Hofkapellmeister
Doctor Louis Spohr
in
Cassel1

Nebst einem Packet Musikalien
in Pappe2


Hochgeehrter Freund!

Wessel hat es also nach seiner Art geschickt anzufangen gewußt, sich seiner Verbindlichkeit gegen Sie zu entledigen. Ja, ja! mit diesen Herren: Wessel & Stapleton habe ich schon manche unangenehme Correspondenz gehabt.
Daß Sie die große Güte gehabt mir die Ehre Ihrer Offerte angedeihen zu lassen, erkenne ich sehr hoch an, seyn Sie überzeugt, ich werde mich auch stets bemühen Ihre fernere Zufriedenheit zu erhalten. Wenn ich augenblicklich Ihre Sonate3 nicht drucken kann, so bin ich derjenige der dabei am Meisten verliert, aber ich muß eine kleine Pause machen, ich stecke in gar zu großem Gewühl – was sich bis zum Eingang der Duetten in Liederform abgekühlt haben muß. Jetzt steche ich das letzte Duo f. Harfe & Violin4 in 3/4 Wochen denke ich damit fertig zu seyn, um dann mit neuer Kraft dem Eingang der Duetten f. Piano & Violin entgegen sehen zu können.
Im Trio5 haben sich etwa 5 bis 6 Fehler gezeigt, mein Bruder hat auf das Genauste die Revision vorgenommen & ich lasse die Platten corrigiren. Die Sinfonie in Stimmen ist seit 14 Tagen aus dem Lager in Leipzig nach allen Richtungen hin expedirt, auch an Sie habe ich vor dort expediren lassen:
1 Sinfonie in Stimmen
6 Einlage z. 1t Trio6 (den Menuett nachgeschlagen; wegen der lästigen Umwender)
Heute sende ich Ihnen hierbei directe
Ihre mir z. Stich überlassenen Stimmen
& 1 Ex. Doppelsinfonie gestochen.
Können Sie mir gelegentlich mal 1 Ex. Clav. Auszug Ihres Oratoriums Die letzten Dinge senden so wird mirs angenehm seyn. Ich habe das Werk leider noch nicht gehört & will wo möglich eine Aufführung vorbereiten.
An der Doppelsinfonie wird fleißig einstudirt; sie kommt in diesen Tagen z. Aufführung.
Daß Hr. Tivendel ganz zufrieden mit der Violin ist freut mich sehr, es ist aber auch ein trefflicher Andreas. Meine Bergonzi habe ich nachsehen lassen & nun ist das G so markig als die übrigen Saiten; nun hält diese Geige beinahe Stich mit meinem Joseph7 & dem Stradivarius. Wenn Sie wiedermal etwas hören daß Jemand ein gutes Instrument haben will, so vergessen Sie mich nicht. Eine kann ich noch ablassen, ebenso eine Viola. Ich habe nahmlich eine Andreas Guarnerius Viola (das Seitenstück zu der Geige welche Hr. Tivendel hat,) & eine Stainer Viola. Beide Instrumente ohne Tadel.
In diesen Tagen erwarte ich hier den Pianisten Döhler; Ernst kommt zurück von Hannover Capellm. Pott hat sich nicht bei mir angemeldet.
Ihrer lieben Frau die schönsten Grüße von der Meinigen. Wir befinden uns Gottlob Alle recht wohl & wir hoffen & wünschen ein Gleiches von Ihnen.

Mit Freundschaft
Ihr Verehrer
Julius Schuberth

Hamburg, 4/3 43



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Schuberth, 01.03.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Koorespondenz ist Schuberth an Spohr, 23.04.1843.

[1] Auf der Umschlagseite findet sich außerdem noch die Vermerke: „1065“ sowie auf der nach dem Falten auf der Rückseite liegenden Teil: „Zoll mit 1½ Sgr. bezahlt [???] 8/3 43“.

[2] Gestrichen: „Leinen“.

[3] Die Klaviersonate op. 125.

[4] Op. 118.

[5] Op. 123.

[6] Op. 119.

[7] Schuberth personifiziert die erwähnten Geigen mit Ihren Erbauern Andrea und Giuseppe Guarneri.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (09.07.2021).