Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. hist. litt. 15[195,19

Professor Taylor
Red Lion Court Fleet Street
Printing Office
London


Cassel den 2ten März
1843.

Hochgeehrter Freund,

Den herzlichsten Dank für Ihre freundlichen Bemühungen! Es ist mir nun fast lieb, daß die Philharmonische Gesellschaft auf meinen Vorschlag, bey zwei ihrer Concerte mitzuwirken, nicht hat eingehen können, weil ich außerdem meine Reise gar zu sehr hätte beschleunigen müssen. Nun kann ich eine ganze Woche dazu verwenden und werde doch noch 8 Tage vor dem letzten Concert dort eintreffen. Ich nehme demnach die Proposition der Direction an und werde in dem Concert am 3ten Juli ein Concert spielen und dirigiren was man wünscht. - Das Wichtigste ist mir aber eine Aufführung des Oratoriums und ich mögte nun gar zu gern, da ich nicht nach Norwich kommen konnte, dieß Werk in London dirigiren. Ich bitte Sie daher, alles aufzubiethen, daß eine solche und eine würdige zu Stande kommt, und sollte sich dabey ein Überschuß über die Kosten ergeben und Sie ihn mir, wie Sie schreiben, zuwenden wollen, so acceptire ich dieß unter der Bedingung, daß die denselben mit mir theilen, wobey Sie, Ihrer vielen Bemühungen wegen, doch immer noch zu kurz kommen werden. Ein weiteres Engagement werde ich nicht annehmen, wenigstens nicht, ohne Sie vorher zu Rathe gezogen zu haben. Allenfals mögte ich noch in Blagrove's Quartetten spielen, wenn diese nicht schon vor meiner Ankunft zu Ende sind. - Der Hauptzweck unser Reise bleibt aber immer, Sie wieder zu sehen, Ihnen Ihr Töchterchen1 selbst zu bringen und eine Excursion von London aus zu machen, um ein wenig das Land kennen zu lernen. Auf der Hinreise nach London werden wir bemüht seyn, unserm lieben Gaste von den schönen Rhein-Gegenden und den interressanten Punkten Belgiens so viel wie möglich zu zeigen und es ist mir deshalb sehr lieb, daß wir nun nicht so sehr zu eilen brauchen. - Frau von Malsburg hat große Lust uns zu begleiten, wenn sie sich bis dahin recht wohl befindet, was wir von Herzen wünschen und hoffen. Gelegentlich bitte ich, sich doch einmal zu erkundigen, an welchen Tagen das Dampfboot von Antwerpen nach London abgeht.
Ihren Herrn Sohn2 dessen Wohnung ich wie gewöhnlich auf diesem Briefe angebe, bitte ich noch nachträglich meinen herzlichen Dank zu sagen, daß er mir über das Musikfest in Norwich damals so ausführlich berichtete. Auch unsere herzlichen Grüße Ihrem Ex-Secretair3, auf dessen persönliche Bekanntschaft wir uns sehr freuen. Mit großer Freude haben wir auch gehört, daß lhre Frau Gemahlin4 und Tochter5 zur Zeit unseres Besuchs in England, sich in London bey Ihrem Herrn Bruder6 befinden werden und daß uns allso öfter die Freude bevorsteht, sie zu sehen.
Vom Töchterchen nur Grüße, denn sie hat vorgestern durch den Kurier über Hannover selbst geschrieben.
Leben Sie wohl. Mit inniger Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Taylor, Edward
Erwähnte Personen: Blagrove, Henry
Taylor, Deborah
Taylor, John
Taylor, John Edward
Taylor, Margaret
Taylor, Meta
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Erwähnte Orte: Antwerpen
London
Norwich
Erwähnte Institutionen: Philharmonic Society <London>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843030204

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Taylor an Spohr, 21.02.1843. Taylor beantwortete diesen Brief am 26.04.1843.

[1] Margaret Taylor, die zu dieser Zeit bei Spohr in Kassel zu Besuch war.

[2] John Edward Taylor.

[3] Taylors Schwiegertochter Meta übersetzte für Taylor längere Zeit seine Briefe an Spohr ins Deutsche.

[4] Deborah Taylor.

[5] Catharine Taylor.

[6] Wohl John Taylor (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 30.06.1843).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (28.01.2019).