Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Reifenstein am 1st März 1843.

Innigst verehrtester Freund und Gönner!

Nachdem ich seit meinem, die specimina der hiesigen Wurst-Fabrications-Künste begleitet habenden, Schreiben aus der Mitte Februar’s1 noch immer durch wieder neu hinzugegangene Expeditionen hier2 fest gehalten geblieben bin, und wahrscheinlich auch vor Ende dieser Woche noch nicht nach Catlenburg zurückgehen kann, darf ich leider endlich nicht länger mir verhehlen, daß ich die herrlichen Genüße, zu dem Ihre mir hieher gefolgten lieben beyden Schreiben vom 15ten u 17ten v. M., abermahls so unendlich gütig u freundlich mich einladen, – zum 8ten d. M. pp, – dieses Mahl nicht werde erreichen können und dürfen! – wobey dem allerdings dies von Ihnen Selbst vorgetragen werden sollende Concertino in Edur den heissesten Siedepunkt dieser schweren Resignation bildet! – Zu Mahl ich die in Aussicht gestellte Doppel-Symphonie in dem Repertoir, erst mit großem Bedauern, nun aber zu meinem Glück, vermisse! – was denn wohl um so mehr Hoffnung läßt, solche nur so eher bey einer anderen Gelegenheit dort noch ein Mahl zu erhaschen! J – ich könnte in der Beziehung egoistisch genug seyn, zu wünschen, daß auch Ihr Meister-Concertino durch irgend welche, NB. Ihnen Selbst nicht widerwärtige, Fügung für das Mahl dazwischen herausfallen, u dadurch späterer anderer, vielleicht auch mir eher wieder erreichbarer Gelegenheit vorbehalten bleiben mögte.
Das wahre Oppositum der hohen Kunstgenüsse, welche Ihrer unerschöpflichen Freundlichkeit u Güte ich alldort stets so verdanke, bildet mein hiesiger Aufenthalt! der den ganzen Tag hindurch mich nichts thuen läßt, als das Zirkeln rührig zu führender Feder! – meisten auf Grundlage alter Arten pp, die auch das wahre Oppositum aller Poesie u [???] bildete. –
Doch, – wenn es überstanden ist, bildet auch das eine Würze mehr der erheiternden Kunstgenüsse; – u nur dann, wenn das Bewußtseyn frey ist von Versäumni[ssen] im Berufe, gewähren sie, – wenn die Futtergabe versagt blieb, in ihm, den hohen Bericht zu erfüllen, – die unendliche Erquickung u Stärkung für Geist [u] Gemüth, die ich für beyde jederzeit einer Bade-Cur für den physischen Menschen vergleichen mögte! –
Gebe der Himmel denn, daß uns nichts in den Weg tritt, für eine solche psychische 3 Bade-Cur in4 der Oster-Woche den größten dafür jetzt lebenden Aerzte die innige Verehrung u Dankbarkeit erneuert auch mündlich ausdrücken zu dürfen, mit der ich Ihm wie dessen talentreicher Gemahlin mich so einstweilen empfehlen, als

ganz gehorsamst
CFLueder.

Im Fluge inmitten der Acten-Presse! –

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Irdisches und Göttliches im Menschenleben
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 92
Erwähnte Orte: Reifenstein
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843030135

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Lueder, 15.02.1843 und 17.02.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 29.03.1843.

[1] Vgl. Lueder an Spohr, 16.02.1843.

[2]hier“ über der Zeile eingefügt.

[3] Hier zwei Buchstaben gestrichen.

[4] „in“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Karl Traugott Goldbach (23.04.2021).