Johann Adam Happ an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Doctor und Kapellmeister!

Die wahrhaft väterlichen Gesinnungen, welche Sie durch Rath und That an meinem Sohn bewiesen haben, lassen mich nicht an Ihrer Theilnahme an seinem Schicksal zweifeln, und alte mich daher verpflichtet Ihnen hierdurch die traurige Nachricht mitzutheilen, daß derselbe am 21^sten Januar d.J. in Alzey unter Mainz seine irdische Laufbahn geendet hat. Von Antwerpen begab er sich nach Paris, um sich dasselbst in der französischen Sprache so schnell als möglich zu vervollkommnen, da er mit dem wenigen Französisch, welches er konnte, in Antwerpen nicht auskam. Vom Herrn Rymenans wurde er kräftig unterstützt. In Paris bekam er ein heftiges Nervenfieber, woran er achtzehn Wochen darnieder lag. Kaum davon genesen, wollte er sich im väterlichen Hause erholen und trat zu früh seine Reise mit der Eil-Post an. In Alzey bekam er heftige Blutstürze in Folge des allzu raschen Fahrens und gab deshalb nach einem zehnwöchentlichen Lager an einer Lungensucht seinen Geist auf. Ich selbst habe ihn dort besucht und seine Mutter pflegte ihn dort bis zu seinem Ende. Bis zu seinem letzten Athemzuge waren Sie das hohe Ideal nach welchem er sich zu vervollkommnen strebte und nur mit dankbarer Verehrung konnte er Ihren Namen nennen. Auch ich sage Ihnen meinen wärmsten und aufrichtigsten Dank für alles, was Sie an meinem Sohn, und dadurch an mir gethan haben, und bin deshalb zeitlebens mit innigster Verehrung und Hochachtung

Ihr
ganz ergebener Diener
JAHapp, Schullehrer

Oberstadt
den 5. Febr.
1843.