Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Herrn Hofkapellmeister
Doctor L. Spohr
Wohlgeb.
Cassel

frei!


Hamburg, 3/2 43

Mein hochgeehrter Freund!

Den Wechsel auf Heine & die Quittung so wie meine Bergonzi habe ich Alles in Ordnung vorgefunden. – Ja! mein Andreas ist dahin – ich kann ihn noch1 nicht vergessen, auf der andern Seite habe ich Befriedigung daß ich einen Künstler glücklich gemacht habe.2 Uebrigens hätte ich mich niemals von dem Instrument getrennt wenn ich nicht noch 3 vortreffliche Geigen hätte. Eine Violine werde ich noch abgeben, da ich als Dilettant mit 2 Violinen 2 Violen & 1 Cello genug haben muß. Gelegentlichst nennen Sie mir wohl mal den Nahmen des Besitzers3 meines Andreas.
Das 2te Trio4 ist im Druck fertig & habe ich in Leipzig Order gegeben Ihnen sofort per directe Post 6 Ex. zu übersenden. Ich wiederhole Ihnen: Sie werden über die Ausstattung Ihre Freude haben.
Die Herstellung einer Sinfonie kostet außerordentlich viel Geld & Mittel. Nach größter Anstrengung kann ich nun endlich sagen, daß augenblicklich der Stich der Stimmen der Doppelsinfonie fertig ist. Ich lese jetzt die Korrektur der Blahs Instrumente des 2tn Orchesters (Schluß) & in kurzer Zeit werden Sie 1 vollständiges Stimmen Exemplar in Händen haben.
Die Duetten in Liederform, diese sind meine Passion noch ehe sie mal erschienen sind. Da kann der gute Dilettant auch mitsprechen d.h. dann spielen. Ich will mich gerade nicht zu den guten Dilettanten zählen – aber – in mir wohnt doch Feuer etwas guter Geschmack & mit der tüchtigen Unna – die Ihr Quintett spielte5 – hoffe ich diese Gesang Duetten öfters zu spielen. Kürzlich hat sie Ihr erstes Trio6 meisterhaft gespielt, ich wollte Sie hätten es hören können. Diese Unna ist wirklich eine große Künstlerin. Jetzt macht Ernst hier sehr große Furore.7 Bitte empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau & bleiben Sie gewogen

Ihrem Verehrer & Freund
Julius Schuberth



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schuberth an Spohr, 23.01.1843. Spohrs Antwortbrief 01.03.1843 istderzeit verschollen.

[1] „noch“ über der Zeile eingefügt.

[2] Schuberth hatte Spohr für seinen Schüler Henry Tivendell, der eine ordentliche Geige brauchte, zwei Instrumente zur Auswahl geschickt (vgl. Schuberth an Spohr, 09. und 23.01.1843).

[3] Henry Tivendell (vgl. Schuberth an Spohr, 04.03.1843).

[4] Op. 123.

[5] Vgl. Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 254.

[6] Op. 119.

[7] Vgl. „Hamburg“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 45 (1843), Sp. 316-320, hier Sp. 316.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (06.07.2021).