Christian Friedrich Lueder an Louis Spohr in Kassel

Catlenburg am 15^t Januar 1843.

Innigst verehrtester Freund und Gönner!

Ihre abermahliche unendlich freundliche Benachrichtigung vom 13^ten d. M. unaussprechlich dankbar verehrend, ist mir das Zusammentreffen Ihrer neuen Ouvertüre und der auch Ihnen so wohlgefallenden Schumannschen Symphonie, – noch dazu unter Zugabe der auch schon wieder so gütig erwähnten anziehenden Perspektive der wahrhaft begeisternden Quartett-Ideale Ihrer gastfreundlichen Zirkels, – zu reitzend stellt sich das alles der in diesen sicheren Kunstgenüßen durch Ihre unendliche Güte immer einheimischer gewordenen Phantasie dar, um nicht für deren Verwirklichung alles aufzubiethen! – was auch dadurch noch in etwas erleichtert wird, daß die Probe, welche ich für den Voll-Genuß der Ouvertüre und der Symphonie nicht gern missen mögte, erst am Morgen des Concertes ist.
Nimmt daher ein¹ heute eingetretenes bis jetzt nur leichtes Erkranken meines hiesigen ersten Geschäftsführers sehr kräftiger Constitution nicht etwa bis dahin eine ernstere Richtung: so werde ich am Mittewochen Morgen mit dem Eilwagen dort eintreffen; – mich herzlichste darauf freuend, Ihnen schon wieder auch mündlich ausdrücken zu dürfen, wie so innig dankbar ich mit Herz und Mund bin und bleibe

Ihr
wärmster Verehrer
CFLueder.

N.S. Die Unverwüstlichkeit der Schönheiten des Figaro hat sich neulich in Goettingen wieder so berührt, daß meine Frau ganz entzückt von dem Gesange der Fischer-Achten heimkehrte!² – u auch Gestern Abend wiederum für Erreichung meiner muskalischen Abend-Unterhaltung derselben die nächtliche Rückfahrt nichts scheute. – Wäre uns Cassel doch so nahe als Goettingen!! –