Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. hist. litt. 15[195,17
Druck 1: Edward Taylor, „Dr. Spohr and the Norwich Festival Commitee“, in: Spectator (1842), S. 1212 (engl. Übers.)
Druck 2: Hargreaves Choral Society, Programmheft The Fall of Babylon. A Sacred Oratorio, by Dr. Louis Spohr, Manchester 1845, S. 3 (engl. Übers., teilweise)

Professor Taylor
Red Lion Court
Fleet-Street
Printing Office
London.


Cassel den 2ten December
1842

Geehrtester Freund,

Sie und lhre liebe Familie haben uns mit so vielfachen Berichten über das Musikfest erfreuet und uns so liebe Andenken an dasselbe übersandt, daß ich nicht weiß wo und bey wem ich meinen Dank beginnen soll! Empfangen Sie ihn daher in pleno und seyen Sie versichert, daß nur diese interessanten Berichte und Zusendungen uns einigermaßen zu trösten vermogten, daß wir fern bleiben mußten. Besonders erfreulich war mir der, sich in allen Zeitungen1 wiederholende Enthusiasmus über die Vortrefflichkeit der Aufführung meines Oratoriums und ich fühlte mich immer wieder von neuem verpflichtet für die Sorgfalt, die Sie derselben gewidmet haben. Eben so erfreulich war mir natürlich auch die günstige Beurtheilung, die mein Werk in sämtlichen Blättern gefunden hat und es könnte mich fast stolz machen, daß die Engländer dabei einen so großen Maßstab anlegen und meinen Namen neben dem Händel's nennen. Überrascht hat mich bey diesen Beurtheilungen das detaillirte Eingehen in die Intenzionen der Komposition, da ich kaum gehofft hatte, daß diese bey einmaligem Anhören klar werden könnten. Mit einem Wort, ich bin recht glücklich über den Erfolg, den das Werk in England gefunden hat und kann nur wünschen, daß es sich in Deutschland eines gleichen zu erfreuen haben möge!
Dem Comité in Norwich fühle ich mich für das schmeichelhafte Protokoll in seiner letzten Sitzung, so wie für das reiche Geschenk, welches man Ihnen für mich übergeben hat, sehr zum Dank verpflichtet. Da ich ihn aber den Herren nicht auf englisch auszusprechen vermag, so muß ich Sie bitten in dieser Angelegenheit mein Dolmetscher zu seyn. -
Die 100 Guineen, so wie auch die 10, die Sie von Herrn Moscheles für mich erhalten haben, bitte ich an das Banquierhaus Rothschild in London auszuzahlen und dabey zu sagen, daß ich sie durch die Gebrüder Pfeiffer hier beziehen würde. Die Quittung, die Sie erhalten werden, bitte ich, mir zu meiner Legitimation einzusenden. Die einliegende Quittung geben Sie doch gefälligst an Herrn Moscheles ab.2
Die Aussicht, die uns Ihr vorletzter Brief eröffnet, Sie bey uns zu sehen, indem Sie die Absicht aussprechen, Ihr liebes Töchterchen3 selbst wieder in Cassel abzuholen, hat in unserm und dem Malsburgschen Hause große Freude verursacht. Nur beunruhigt mich die Zeit, die Sie dafür bestimmen, indem sie mit der unserer jährlichen Ausflüge zusammentrifft. Meine Ferienzeit, die einzige wo ich Cassel verlassen darf, beginnt nämlich Mitte Juni und dauert bis Ende Juli und ich hatte sie für nächsten Sommer zu einer Reise nach Paris4(, was meine Frau noch nicht gesehen hat,) bestimmt. Ich muß daher wünschen, daß Sie Ihre Reise früher oder später ansetzen mögten! Doch darüber das weitere, wenn die Zeit näher heranrückt und wir Ihr liebes Töchterchen erst hier haben.
Von meiner Frau und dem Malsburgschen Hause die herzlichsten Grüße. Mit inniger Freundschaft ganz

der Ihrige Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Taylor, Edward
Erwähnte Personen: Händel, Georg Friedrich
Malsburg, Caroline von der
Moscheles, Ignaz
Taylor, Margaret
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Erwähnte Orte: Kassel
Paris
Erwähnte Institutionen: Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842120204

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Taylor an Spohr, 24.10.1842 und 24.11.1842. Taylor beantwortete diesen Brief am 28.12.1842.

[1] Noch nicht bibliografiert.

[2] Vgl. Ignaz Moscheles an Spohr, 28.10.1842.

[3] Margarete Taylor.

[4] Das Ehepaar Spohr besuchte erst 1844 Paris (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheinträge 25.06.-15.07.1844).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.01.2019).