Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Simon Moser, Das Liedschaffen Louis Spohrs. Studien, Kataloge, Analysen, Wertungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kunstliedes, Kassel 2005, Bd. 1, S. 63f. (teilweise)

Stuttgart 25 Nov. 1842

Hochzuverehrender Herr Hofkapellmeister!

Mit Vergnügen ergreife ich die Gelegenheit, welche mir Freund Täglichsbeck bietet, indem er beigehende Sendung1 an Sie zu verpacken und zu expediren mir aufträgt, auch selbst Ihnen meinen aufrichtigsten Dank zu sagen für Ihre Freundliche Bereitwilligkeit, mit der Sie meinen Orpheon durch einen so schönen Beitrag geschmückt haben.2 Es ist nun mein innigster Wunsch, daß Sie es nicht bloß bei dem einen Beitrag bewenden lassen, sondern auch ferner thätigen Antheil nehmen möchten. Ich beabsichtige nämlich, jedem Bande des Orpheon (Hefte) das Portrait eines ausgezeichneten Tonsetzers in herrlichem Stahlstich beizugeben und, sowie ich für den 1. Band Marschners Portrait nach einem mir von Ihm eingesandten Oelbilde, bereits in Stich3 gegeben, so möchte ich einen der nächsten Bände mit unsers großen Meister‘s Spohr Bild schmücken. Wie natürlich ist da der Wunsch, daß solcher Band auch mit reicheren Gaben dieses Meisters geschmückt sey, und ich bitte gewiß nicht vergebens um die Erfüllung dieses meines Wunsches. Möchten Sie mir dann auch mit Ihrer Ansicht an die Hand gehen, ob das in dem Wiener „Orpheus. Musikal. Album“ erscheinene Portrait4 in betreff der gelungenen Aehnlichkeit Ihren Beifall hat, oder ob Sie mich mit einem besseren Vorbild unterstüzen können, wie es Marschner gethan, der keines der von ihm erschienen Portraits für entsprechend erachtete. Beiliegend beehre ich mich, die erschienenen Hefte meines Orpheon 1-3 beizulegen, und indem ich mich Ihrem mir überaus schätzbaren Wohlwollen angelegentlich empfehle, nenne ich mich mit der ausgezeichnetsten Hochachtung

Ihren
ganz ergebensten
Karl Göpel.

Autor(en): Göpel, Karl
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Marschner, Heinrich
Täglichsbeck, Thomas
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, WoO 106
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842112556

Spohr



Da Spohr diesen Brief offensichtlich nicht beantwortete, erneuerte Göpel seine Bitten am 06.06.1843.

[1] Partitur und Orchesterstimmen zu Spohrs Oratorium Des Heilands letzte Stunden (vgl. Thomas Täglichsbeck an Spohr, 27.12.1842).

[2] Louis Spohr, „Wolle keiner mich fragen“, in: Orpheon. Album für Gesang mit Pianoforte, Bd. 1, [Stuttgart 1842], S. 6ff.

[3] Vgl. ebd., Porträt nach Titelblatt.

[4] Orpheus musikalisches Taschenbuch 1 (1840), Porträt nach Titelblatt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.07.2021).