Heinrich Schlesinger an Louis Spohr in Kassel

Berlin den 2 November 1842

Hochzuverehrender Herr Kapellmeister

Der Uebergang der Direktion vom Grafen Redern auf den G.R.¹ von Küstner am hiesigen Hoftheater veranlaßt mich Sie mit diesen Zeilen zu belästigen und anzufragen, ob jetzt nicht für eine der früher erschienenen Opern, Pietro von Abano und der Alychimist der geeignete Zeitpunkt sei um die Aufführung zu veranlassen. Der große Beifall, den das Publikum noch in letzter Zeit dem Alchymisten geschenkt hat, giebt den Beweis, daß er für die Freyheit geschrieben ist und da der Text hier nicht den Anstoß giebt wie bei Pietro von Abano, so scheint es mir keinem Zweifel unterworfen, daß die Aufführung hier veranlaßt werden konnte, wenn Sie, verehrtester Herr Kapellmeister, die Güte hätten Hr. G.R. v Küstner deshalb mit einem Brief beehren. Hr. M.D.² Rungenhagen hat mir versprochen, daß das Vater unser aufgeführt werdem sollte, auch da dürfte die Ehre eines Briefes von Ihnen gewürdigt zu werden, ein bedeutender Hebel für schnelle Ausführung sein.
Ferner erlaube ich mir die pp Anfrage, ob die schöne Arie aus dem Erbvertrag, Was treibt der Waidmann in dem Wald“ irgend einem Verleger von Ihnen verkauft worden ist; sie ist in 10-15 Ausgaben erschienen und liegt mir sehr viel daran zu wissen, ob irgend ein Verleger ein Eigenthumsrecht auf diese wunderschöne Arie hat. Sehr dankbar würde ich es erkennen, wenn Sie die große Gefälligkeit hätten, mir mit ja oder nein umgehend per Post zu antworten.
Einige Violin-Kleinigkeiten, die so eben erscheinen, erlaube mir anbei zu überreichen und den Wunsch hinzuzufügen, daß die Ausstattung und Correktheit Sie veranlassen möchte, Ihres alten Verlegers wieder zu gedenken.
Mit größter Verehrung verharre

Hochverehrter Herr Kapellmeister
Ihr ganz ergebenster
Heinrich Schlesinger
pp³ Schlesingersche Buch- und Musikhd.