Autograf: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schillerarchiv (D-WRgs), Sign. GSA 96/4718

Sr. Wohlgeboren
Herrn Dr. Louis Spohr
Hof-Capellmeister
Cassel.

frei1


Hochgeehrtester Herr Doctor!

Verzeihen Sie gütigst, wenn ich mit einer zudringlichen Bitte es wagen Ihnen lästig zu fallen! Es betrifft nämlich eine Angelegenheit, in welcher ich, um die Erlangung eines Titels, aufgefordert bin, von Ihnen ein Attestat über meine musikalischen Leistungen in praktischer und namentlich in theoretischer Hinsicht zu stellen.
Kein würdigeres und erwünschteres Urtheil könnte ich mir nur wünschen! und ich darf mir wohl die Freiheit erlauben, Ihnen, als meinen hochgeehrten Lehrer und Meister meine untergebenste Bitte an das Herz zu legen, in der Hoffnung dieselbe baldmöglichst erfüllt zu sehen? – Dürfte es mir wohl verstattet sein, den Sinn des Attestates seiner Beziehung wegen ungefähr auf folgende Weise Ihnen angeben zu dürfen? -

„Unterzeichneter bekundet hiermit mit Vergnügen, daß sich p.p. Ferd. Brandenburg (ehemals Musikdirektor in Erfurt, gegenwärtig in der Fürstl. Schwarzburgischen Capelle zu Rudolstadt angestellt) als ein wissenschaftlich gebildeter Künstler in seinen theoretischen und praktischen Leistungen auszeichnet etc. - - und bei seinem hiesigen Aufenthalt als mein Schüler sich moralisch gut bewährt hat etc. –

Verehrtester Herr Capellmeister! ich will aber keineswegs Ihnen eine Vorschrift damit gestellt haben, und überlasse es ganz Ihrem gewohnten Wohlwollen, in der Hoffnung, daß Sie meine Dreistigkeit gütist entschuldigen werden.
Mit besonderer Hochachtung empfiehlt sich Ihrem geneigten Wohlwollen

Ihr untergebenster
Ferd. Brandenburg

Rudolstadt den 11t Sept. 1842.

Autor(en): Brandenburg, Ferdinand
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842091140

Spohr



Das in diesem Brief erbetene Zeugnis von Spohr liegt derzeit nur in dessen Entwurf auf diesem Brief vor.

[1] Über dem Adressfeld befinden sich zwei Poststempel: „14 Sept 1842“ und „Rudolstadt / 15 Sept 1842“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (29.05.2020).