Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. hist. litt. 15[195,15

Cassel den 11ten Sept.
1842.

Mein theurer Freund,

Wir haben uns sehr gefreut, die Bekanntschaft Ihres Herrn Bruders1 und seiner Familie zu machen und sind ihm sehr dankbar, daß er uns den lang ersehnten englischen Clavierauszug des Oratoriums sowie den 2ten Theil des interessanten Buchs überbracht hat.2 Für die schmeichelhafte Dedication meinen innigsten Dank! Meine Frau ist ganz begeistert über die Art, wie Sie Ihren Text der Musik angepaßt haben und ihr Kummer, das Oratorium mit den englischen Worten nicht hören zu können, ist beym Durchspielen des Clavierauszugs mit erneuter Stärke erwacht. So hat uns auch der letzte Versuch des Herrn Mayor Marshall mir den Urlaub zu verschaffen, zu neuer Sehnsucht, dem Feste beyzuwohnen, erweckt, obgleich wir im Voraus wußten, daß er fruchtloß seyn würde. Doch hat uns die Sache selbst sehr gefreut, auch hier bey Hofe und in.der Stadt große Sensation gemacht.
Ich habe es meinem Verleger (Breitkopf & Härtel in Leipzig) angezeigt, daß der englische Klavierauszug den 12ten dieses ausgegeben wird und er wird den deutschen am selben Tage erscheinen lassen. Die Partitur und Singstimmen werden jedoch erst in einiger Zeit fertig werden.
Zu meiner, im letzten Brief bereits ausgesprochenen Bitte, uns über das Fest recht weitläuftig berichten zu wollen, fügt meine Frau noch die hinzu, uns auch einige von den Zeitungen, die das Fest besprechen, beylegen zu wollen. Auch wünschte ich sehr, daß Sie einen Bericht für eine unserer deutschen Musikalischen Zeitungen einsenden mögten, woraus unser deutsches Publikum erführe, warum ich dem Fest nicht beygewohnt und das für dasselbe geschriebene Oratorium nicht selbst dirigirt habe.
Herr Moscheles wird Ihnen für die lnstrumentation des für Herrn Broadley komponirten Psalms im Namen dieses Herrn 10 Guinéen für mich auszahlen3, welche ich anzunehmen und bey passender Gelegenheit mir zu übersenden bitte.
Leben Sie wohl und entschuldigen Sie gütigst die vielen, in diesem Schreiben enthaltenen Bitten. Da Ihr Herr Bruder die Güte hat, diesen Brief mitzunehmen, so werden Sie ihn erst nach dem Feste erhalten; sonst hätte ich gebeten, sämtliche Sänger und Musiker meiner Bekanntschaft zu grüßen. - Die nächste Woche werden wir mit unsern Gedanken mehr in Norwich als hier seyn! - Nochmals ein Lebewohl! Die herzlichsten Grüße an alle die lieben Ihrigen. Mit unveränderter Freundschaft stets

Ihr ergebenster
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Taylor, Edward
Erwähnte Personen: Broadley, Charles Bayles
Marshall, John
Moscheles, Ignaz
Spohr, Marianne
Taylor, John
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Breitkopf & Härtel <Leipzig>
Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842091104

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Taylor an Spohr, 23.08.1842. Taylor lag dieser Brief noch nicht vor, als er am 20.09.1842 wieder an Spohr schrieb.

[1] John Taylor.

[2] Vgl. Taylor an Spohr, 10.08.1842.

[3] Vgl. Spohr an Ignaz Moscheles, 07.09.1842.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.01.2019).