Sigismund Martin Landowski an Louis Spohr in Kassel

Dessau d. 21 Aug.
1842.

Hochgeehrtester Herr Doctor!
Insonders Hochzuverehrendster Herr Capellemeister.

Da ich aus einem Schreiben des Herrn Hauptmann ersehen habe, daß derselbe Cassel binnen kurzem zu verlassen gesonnen ist, und somit seine Stelle an der ersten Violine auch aufgiebt, so nehme ich mir die Freiheit, Sie geehrester Herr Doctor zu ersuchen, ob mir wohl die Stelle, nicht zu Theil werden könnte. Ich wage es Ihnen geehrtester Doctor vorzustellen daß ich mich in meinem Spiel bedeutend gebessert habe, daß ich vom Musicdirector Herrn Seidelmann in Breslau für das neue Theater engagirt war, auf dem ich ihm das Es dur brillant Quartett vorgespielt hatte, und daß ich daselbst 5 Monathe zu seiner größten Zufriedenheit fungirte, durch den aber leider nur zu früh erfolgte Tod meiner geliebten Eltern, nach meiner Heimath abgerufen wurde, und somit die Stelle aufgeben mußte. Ich bin es von Ihnen, gegen mich so groß erwiesenen Güte erwartend, daß, wenn daß mein Gesuch nicht zu keck ist, Sie bester Herr Doctor meine Bitte gewiß erhören werden. – Welche Antwort mir auch zu Theil werden sollte, so werde ich mich unendlich freuen, die Züge meines Großen und unvergleichlichen Meisters zu sehen.

Mit der Größten Hochachtung
S.M. Landowski

Meine Adresse.
S.M. Landowski
in Dessau
Hospital Str. N^o 307.
bei Herrn Mortier.