Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.6 <Moscheles 18420816>
Druck 1: Autographen-Sammlungen Ignaz Moscheles und Reserve Alfred Bovet bestehend zum größten Teil aus wertvollen Musikmanuskripten und Musikerbriefen. Versteigerung am 17. und 18. November 1911 (= Katalog Liepmannssohn 39), Berlin 1911, S. 51 (teilweise)
Druck 2: Versteigerung am Montag 15. Februar 1926, (= Katalog Stargardt 255), Berlin 1926, S. 57 (teilweise)
Druck 3: Musiker-Autographen (darunter die Originalmanuskripte von Chopins Polonaise in As-dur, Op. 53 und von Schuberts Erlkönig). Versteigerung, den 8. März 1929 im „Grünen Saal“ des Meistersaales, Berlin (= Katalog Liepmannssohn 53), Berlin 1929, S. 24 (teilweise)

Sr. Wohlgeb.
Herrn I. Moscheles
adr: Herr A. Embden
in
Hamburg.

franco.1


Cassel den 16ten August
1842.

Geehrtester Freund,

Da ich nach der Rückkehr von der Ferienreise noch keine Arbeit wieder begonnen habe, so acceptire ich gern dem Vorschlag des Herrn Broadley, ihm den Psalm zu instrumentiren. Nur mögte ich gern noch wissen, ob mir die Wahl der Instrumente überlassen bleibt und ich daher das ganze Orchester mit Einschluß der Posaunen wählen kann, oder ob es für ein kleineres Orchester mit bestimmten Instrumenten eingerichtet werden soll? Ferner mögte ich wissen, wie lange Sie in Hamburg verweilen und ob ich Ihnen die Partitur zur gefälligen Mitnachme an Herrn Br. dahin übersenden darf?
Aus meiner Reise nach London und Norwich wird leider nichts, da der Prinz mir hartnäckig den Urlaub verweigert, obgleich Lord Aberdeen, Namens der Königin und der Herzog von Cambridge sogar eigenhändig deshalb an ihn geschrieben haben. Ich muß mich nun darein finden, daß mein Werk ohne mich gegeben wird, doch darf ich nach dem, was mir Herr Taylor von der Besetzung, von dem Eifer, mit dem die Proben gehalten werden u.s.w. schreibt, hoffen, daß es auch ohne mich gut gehen wird.
Wenn Sie noch einige Zeit in Hamburg verweilen, so können Sie auch mein 2tes Trio, welches ich binnen kurzem an Herrn Schuberth in Manuscript absenden werde, dort spielen, und ich würde mich dann sehr freuen, zu hören, wie es Ihnen im Vergleich mit dem 1sten gefallen hat. Der Styl dieses Trios ist nämlich ganz verschieden von dem des früheren.
Leben Sie recht vergnügt in der schönen Umgebung des unglücklichen Hamburgs2 und erfreuen Sie mich bald mit einigen Zeilen Antwort.
Mit wahrer Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Moscheles, Ignaz
Erwähnte Personen: Aberdeen, George Hamilton Gordon
Adolph Frederic Cambridge, Herzog
Broadley, Charles Bayles
Schuberth, Julius
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Psalm 128, op. 122
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 123
Erwähnte Orte: Hamburg
Erwähnte Institutionen: Schuberth <Hamburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842081612

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Moscheles an Spohr, 09.07.1842. Moscheles Antwortbrief vom 19.08.1842 ist derzeit verschollen.

[1] Über der Adresse von anderer Hand: „L. Spohr vom 16ten August 1842 wegen Broadleys Psalm / beantwortet den 19ten August“.

[2] Am 05.05.1842 brannten große Teile der Hamburger Innenstadt nieder.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.05.2017).