Autograf: nicht ermittelt

Autor(en): Grund, Wilhelm
Schuberth, Julius
Schwencke, Johann Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: David, Ferdinand
Marschner, Heinrich
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Norddeutscher Musikverein <Hamburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842051355

Spohr



Der letzte erhaltene Brief in der Korrespondenz zwischen Spohr und Schuberth ist Schuberth an Spohr, 31.03.1842.
Existenz und Inhalt dieses Briefs folgen aus Spohr Antwortbrief vom 15.05.1842. Demnach bitten die Autoren Spohr einen Spendenaufruf des Norddeutschen Musikvereins mitzuunterschreiben, der später in mehreren Zeitungen erschien. Offensichtlich bitten sie Spohr außerdem den Aufruf auch an Heinrich Marschner in Hannover und einen Empfänger in Leipzig weiterzusenden. Die unten mitgeteilte Wiedergabe des Drucks könnte auf Ferdinand David als Empfänger des zweiten Briefs hindeuten.
Einen Postweg von wenigstens zwei Tagen vorausgesetzt entstand dieser Brief bis spätestens 13.05.1842. Da im Spendenaufruf das Ende des Brands mit 08.05. angegeben ist, entstand der Brief sicherlich erst kurz danach.


„Hamburg, die grosse schöne Stadt, ist zum Theil durch die Flammen in einen Schutthaufen verwandelt worden. Ein furchtbarer Orcan und Südwest, welcher das Aufhalten des Brandes unmöglich machte, hat von Donnerstag den 5. Mai früh 1 Uhr bis Sonntag den 8. Mittags, den reichsten und schönsten Theil der Stadt inclusive des Jungfernstieges und dreier Kirchen mit über 2000 Gebäuden in Asche gelegt, wodurch 30- bis 40,000 Menschen obdachlos geworden. Die Noth und das Elend sind unbeschreiblich und erfordern rasche Hülfe. Das unterzeichnete Comité wendet sich nun hiemit vertrauenvoll an alle Kunstbrüder des In- und Auslandes mit der dringenden Bitte, Concerte zum Besten der Hülfsbedürftigen zu veranstalten und uns deren Beträge zu überweisen. Wir sind überzeugt, daß sich überall, namentlich aber in Deutschland und in den Landen, wo Deutsche leben, die regeste Theilnahme zeigen wird. Auf! Kunstbrüder! säumet nicht, wer schnell hilft, giebt doppelt! – es gilt hier Noth der Unglücklichen zu mildern. Alle Beiträge werden adressirt: an das Comité des norddeutschen Musikvereins, pr. Adr. Hrn. Banquier F.N. Stresow in Hamburg; Briefe aber und sonstige Angelegenheiten werden von dem bisherigen Geschäftsleiter J. Schuberth (Musikhandlung) besorgt. Alle eingegangenen Beiträge werden mit dem Namen des gütigen Gebers durch die öffentlichen Zeitungen bescheinigt. Für die zweckmäßige Vertheilung tritt unser Comité mit den dazu niedergesetzten hiesigen Behörden in gemeinschaftliche Berathung. Das Comité des norddeutschen Musikvereins in Hamburg.

Capellmeister Krebs (Präses), Hofkapellmeister Dr. Spobr, in Kassel , Musikdirector F.W. Grund , J.F. Schwenke (Organist), Ed. Marxsen, Christern (Sekretair) , Jul. Schubert (Unternehmer).

P.S. Obiger Aufruf ist zunächst an die unserm Verein abgehörigen Kunstbrüder, dann aber an unsere persönlichen Freunde gerichtet, welche wir zunächst um sofortige kräftige Beisteuer durch dieses öffentlich Organ anrufen, im Fall denselben unsere spezielle briefliche Aufforderung nicht zugenommen sein sollte, als: Herren Ole Bull, Thalberg, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Dr. Ritter Spontini, C. Schubert, Henselt, Vollweiler, Chopin, H. Herz, Kalkbrenner, Boclet, Lipinsky, C.G. Reißiger, Dotzauer, Kummer, Ritter Hartmann, Czerny, C. Mayer, Moscheles, Robert Schumann und Frau, David, Tomascheck, Taubert, Weyse, Ernst, Prume, Dr. Marschner, Molique &c, ferner sind sämmtliche Kapellmeister und Musikdirektoren und Singvereine größerer und kleinerer Orte hiermit zur Beisteuer eingeladen.
Das Comité des norddeutschen Musikvereins in Hamburg.“
(zit. n. C.W. Dannenberg, Synchronistik der Schreckenstage Hamburgs vom 5. - 8. Mai 1842 und deren Folgen, Hamburg 1842, S. 45f.; auch Nachdruck „[Wir theilen unserem Versprechen vom Montag gemäß]“, in: Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe 17.05.1842, S. [2]).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.03.2021).