Autograf: Sammlung Dr. Ernst Sell

Herrn I. Moscheles
3. Chester Place
Regents Park
London.1
 
 
Cassel den 22sten
April 1842.
 
Hochgeehrter Freund,
 
Empfangen Sie meinen besten Dank für die Sorgfalt, mit der Sie die Probe meiner Simphonie geleitet haben, so wie für den so farbigen Bericht über dieselbe. Da Sie den Efekt bey der von Ihnen gewählten Aufstellung, besser befunden haben, als bey der von mir vergeschlagenen, so bitte ich, bey [der] Ihrigen zu bleiben. Es fehlt [bisher] noch an Erfahrung über die [beste] Aufstellung in einem Saal [Textverlust] bey den hiesigen Aufführung im [Textverlust] statt fanden, wo das Soloorchester [auf] die Bühne gestellt war. – Recht sehr bedaure ich, daß Ihre Gefälligkeit für mich, Veranlassung zu Unannehmlichkeiten für Sie geworden ist und muß es daher als einen besonderen Beweis von Freundschaft von Ihrer Seite betrachten, daß Sie die Symphonie demohngeachtet dirigiren wollen, wenn Sie in gehöriger Weise von der Direction der Ph. Concerte dazu aufgefordert werden. In einliegendem Briefchen an Herrn Watts2, der mir auch in dieser Angelegenheit schreibt3, melde ich dies der Direction und hoffe nun, daß es bey der früheren Bestimmung bleiben werde. Sollte das Zerwürfnis aber so weit gediehen seyn, daß Sie die Direction nicht übernehmen könnten, so bitte ich, daß Sie unter den Dirigenten der Ph. C., deren Fähigkei[t]en Sie ja besser kennen wie ich, einen [St]ellvertreter wählen wollen. Lieb [wä]re es mir, wenn es für diesen [F]all Herr Bennet oder Herr Potter seyn könnt, weil ich diese Herren persönlich kenne und liebgewonnen habe. Sehr dankbar würde ich Ihnen seyn, wenn Sie mich nach der Aufführung d. S. noch mit einigen Zeilen erfreuen wollten! Auch würde meine Frau, von der die Motto’s herrühren und die eine tüchtige Engländerin geworden ist, sich sehr freuen, wenn Sie die Güte hätten, die Übersetzung der Motto’s beyzulegen.
Ihrem liebenwürdigen Secretär4 unsere besten Grüße!
Mit wahrer Hochachtung und Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Moscheles, Ignaz
Erwähnte Personen: Bennett, William Sterndale
Moscheles, Charlotte
Potter, Cipriani
Spohr, Marianne
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Irdisches und Göttliches im Menschenleben
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen: Philharmonic Society <London>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842042212

Spohr




Dieser Brief ist die Antwort auf Charlotte Moscheles, 12.04.1842, möglicherweise auch schon auf Ignaz Moscheles an Spohr, 16.04.1842. Der nächste belegte Brief dieser Korrespondenz ist Ignaz Moscheles an Spohr, 06.05.1842.
 
[1] Über dem Adressfeld von anderer Hand: „Spohr vom 22t April 1842 wegen seiner neuen Sinfonie”.
 
[2] Vgl. Spohr an William Watts vom gleichen Tag.
 
[3] Watts an Spohr, 11.04.1842.
 
[4] Charlotte Moscheles, die für Ihren Mann den Brief vom 12.04.1842 schrieb.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.05.2017).