Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Hochgeehrtester Herr Hofkapellmeister!
Durch Ueberbringer dieses
Andre Souchay aus Lübeck, der einige Zeit im Generalbasse Unterricht bei mir gehabt hat und sich nun bei Herrn Cammermusikus Hauptmann in der Musik weiter auszubilden gedenkt,
nehme ich mir die Freiheit, Ihnen nun die fertige Partitur meines Oratoriums1, wovon Sie schon früher die große Güte hatten, den Entwurfe desselben einer freundlichen Theilnahme zu würdigen, nochmals hierbei zur Prüfung und Beurtheilung ergebenst zu überreichen.
Mit aller Sorgfalt habe ich mich bemüht, Ihre damaligen Bemerkungen und Vorschläge zu berücksichtigen; wenn gleich die Ausführung von Seiten der Blasinstrumente wie die des Männerchors nicht eben leicht ist, so habe ich stets ein gutes Militairchor, wie einen stark- und gutbesetzten Sängerchor, wie bei Musikfesten doch immer zusammengebracht werden kann, im Auge gehabt.
Dasselbe ist nun nicht allein für die Kirche mit Orgelbegleitung, sondern auch für jedes andere Local auch ohne Orgel, sobald nur die rothen Noten mitgespielt werden, eingerichtet, und hiermit glaube ich es allgemein brauchbar gemacht zu haben.
Das Jenaer Musikfest, wozu diese Musik bestimmt war, ist leider, wie ich höre, noch weiter hinausgeschoben worden.2
Möchte ich doch gerade jetzt einen günstigen Zeitpunkt mit meiner Bitte getroffen haben, damit ich Ihnen nicht zu sehr dadurch zur Last falle und mögen Sie es mir nicht als zu große Unbescheidenheit anrechnen, daß ich Sie so manchmal ersuche, mir Ihre gütige Meinung zu sagen.
In der That haben Sie mich auch schon oft durch Beweise Ihres Wohlwollens erfreut und es ist mir die größte Ehre von dem ersten Meister der Tonkunst Belehrungen zu erhalten.
Indem ich Sie nochmals um die gütigste Nachsicht bitte, verbleibe ich
mit den herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlsein
in größter Verehrung verharresnd
stets
als Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
H.W. Stolze.
Celle,
d. 25sten März 1842.
Autor(en): | Stolze, Heinrich Wilhelm |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Hauptmann, Moritz Souchay, Marc André (jun.) |
Erwähnte Kompositionen: | Stolze, Heinrich Wilhelm : Die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Musikfeste <Jena> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842032544 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Stolze an Spohr, 23.10.1835. Spohr beantwortete diesen Brief vermutlich im April.
[1] Vgl. „[H.W. Stolze]“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 43 (1841), Sp. 349.
[2] Stattdessen wurde am 11.08.1841 Schneiders Weltgericht aufgeführt (vgl. K. Stein, „Jena“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 43 (1841), Sp. 683f.).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (22.04.2020).