Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr Wohlgeboren
Herrn Dr Louis Spohr
Kurfürstl. Hessischer Hofkapellmeister
Cassel

fr. Gr.1


Pietro Mechetti qm2 Carlo.
kais. königl.
Hof-Kunst- und Musikalienhandlung3

Wien, 11. März
1843.

Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen Ihnen die Anzeige machen zu können, daß am gestrigen Tage im 3ten Concert spirituell die historische Sinfonie unter Direction des Herrn Baron von Lannoy trefflich executirt wurde.
Der Erfolg war ein glänzender; sämmtliche vier Sätze wurden mit lebhaftigem und einstimmigem Applaus aufgenommen. Das Auditorium bestand, wie gewöhnlich bei diesen Concerten, aus den gewähltesten Kunstnobilitäten und Kennern, deren Urtheil sich insgesammt über die Trefflichkeit des Werks vereinigten.4
Herr Baron von Lannoy, der sich mit besonderer Liebe Ihrer Composition angenommen und welchem das Verdienst der so meisterhaften Production in hohem gebührt, hatte tags zuvor in die Wiener Theaterzeitung5 und auch in die Musik-Zeitung6 einen Aufsatz geschrieben, welcher zum Zweck hatte, das minder musikalisch-gebildete Publikum auf jenen Standpunkt hinzuführen, von welchem aus die Schreibart der histor. Sinfonie aufzufassen sey. Er bediente sich dazu, die kurze Einleitung und den Schluß abgerechnet, nur Ihrer eigenen Worte, beziehungsweise7 gewonnen aus Ihren geschätzen Zuschriften vom 30. Juny 1839 an B. Lannoy8, und vom 24. Janr. 18429 an mich. – Da Ihnen die Theaterzeitung in Kassel sicher zugänglich seyn wird, so belieben Sie den Aufsatz in Nro 58. dieser Zeitschrift selbst nachzulesen. Gewiß ist aber, daß Herr Baron Lannoy der Aufnahme Ihrer Sinfonie und der Verständigung mit derselben dadurch einen nicht unwesentlichen Dienst leistete.
Die zwei- und vierhändigen Arrangements der histor. Sinfonie sind nunmehr völlig fertig, Partitur und Orchester-Stimmen werden es in wenig Tagen. Exemplare eines jeden Arrangements und der Partitur werde ich die Ehre haben Ihnen im Lauf der nächsten Woche durch Vermittelung des Herrn W. Appel dort zu übersenden.
Eine umfassende Besprechung der Sinfonie wird der Ihnen persönlich bekannte Herr Prof. Dr J.A. Becher (aus London), welcher Ihnen seine ehrerbietigsten Grüße durch mich zusenden läßt – in die Wiener Musik-Zeitung liefern.10
Unter Versicherung steter Werthschätzung habe ich die Ehre mich zu empfehlen


Mit vorzüglichster Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebener
Pietro Mechetti qm Carlo
./.11

Autor(en): Mechetti
Mechetti, Pietro
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Becher, Alfred Julius
Lannoy, Eduard von
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Historische Sinfonie, op. 116
Erwähnte Orte: Wien
Erwähnte Institutionen: Concerts spirituels <Wien>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1842031156

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist an Spohr an Mechetti, 24.01.1842. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist an Spohr an Mechetti, 06.04.1843.

[1] Auf dem Adressfeld befinden sich oben in der Mitte die Poststempel „Wien / 11. MAR“, „Francound ein weiterer, stark verwischter mit einem Wort, unter dem Adressfeld befindet sich der Stempel „16 MERZ“.

[2] Abk. f. „quondam“ = hier „vormals“.

[3] Bis hier Vordruck auf dem Briefpapier.

[4] Ähnlich Eduard von Lannoy an Spohr, 11.03.1842; vgl. dagegen „Die Concerts spirituels des Jahres 1842“, in: Wiener Zeitung (1842), S. 631f., hier S. 631; „Concerts spirituels“, in: Oesterreichisches Morgenblatt 7 (1842), S. 148f., hier S. 149; am positivsten: „Die Concerts spirituels unter der Leitung des Freyherrn von Lannoy, der HH. Holz und Tietze“, in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (1842), S. 325f., hier S. 326.

[5] [Eduard von] Lannoy, „Spohr‘s historische Symphonie“, in: Allgemeine Theaterzeitung 35 (1842), S. 261.

[6] Ders., dass., in: Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 2 (1842), S. 121.

[7] „beziehungsweise“ über der Zeile eingefügt.

[8] Spohr an Eduard von Lannoy, 30.06.1839.

[9] Vgl. Vorbrief.

[10] Alfred] Julius Becher kündigte eine ausführliche Besprechung an, die dann jedoch nicht erschien („Concerts spirituels“, in: Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 2 (1842), S. 149f.).

[11] Bei dem Zeichen „./.“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 340 und 348).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit nicht in den Anmerkungen anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.12.2021).