Friedrich Kühmstedt an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner Herr,
Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Gleich nach Empfang Ihres Schreibens, das mich in der That glücklich macht, ordnete ich Alles, um so viel wie möglich Ihren Wünschen entsprechen zu können. Am zweiten Weihnachtsfeiertage sollte Alles Ew. Wohlgeboren zugesendet werden, allein am 1 Feiertage schon warf mich ein heftiger Schmerz im Unterleib aufs Krankenlager und bald erreichte die Krankheit eine solche Höhe, daß ich erst heute in einem etwas leichtern u. schmerzensfreiern Augenblicke (den ich zu diesem Briefe benutze) Ihnen das übermachen kann, was mir so sehr am Herzen liegt. – Noch bin ich keineswegs hergestellt; wenn das Glück gut geht, so muß ich doch mindestens noch 8 Tage das Bett hüten. Ew. Wohlgeboren werden also gütigst entschuldigen, wenn der Gedankengedank meines Briefs nicht zu meinem Vortheil spricht. –
Ew. Wohlgeboren erhalten hiermit den Klavierauszug u. einige Stimmen. Die noch fehlenden Orchesterstimmen bitte ich ergebenst für mein Geld in Cassel abschreiben zu lassen,¹ damit² aber Ew. Wohlgeboren nicht durch mich noch öfter die kostbare Zeit verlieren, so will ich dem jungen Drescher in Cassel, einem Schüler von mir, den Ew. Wohlgeboren auch kennen, die nöthigen Aufträge geben u. sollte es nöthig sein, das Geld für die auszuschreibenden Stimmen pränumerando zu entrichten, so soll auch dies Drescher mir melden. Noch habe ich zu bemerken, daß in dem Klavierauszuge die Vortragsbezeichnungen fehlen, auch diese kann ja wohl Drescher oder sonst Jemand nach der Partitur hinzuschreiben.
Genehmigen Ew. Wohlgeboren meinen innigsten Dank für die große Güte mit der Ew. Wohlgeboren mich u. meine Arbeit berücksichtigt haben, u. mit dem herzlichsten Wunsche, daß Sie ferner nicht wieder von Krankheit heimgesucht werden, bin ich mit³ unbegrenzter Dankbarkeit u. Hochachtung

Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
F. Kühmstedt

Eisenach am 31 Decbr 41.