Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Dem Herrn Kappellmeister
Dr Louis Sphor1
Wohlgeboren
in
Cassel.

D. G.2


London den 23ten December 1841

Hochgeehrtester Herr Kappellmeister

die Abreise meines Freundes Bennett giebt mir eine gute Gelegenheit meine Freunde zu schreiben, und ich hoffe es wird Ihnen nicht unlieb seyn etwas von mir zu hören.
Bennett freut sich unendlich auf das Vergnügen Sie kennen zu lernen. Er ist einer der grösten Verehrer Ihrer Compositionen, und hat längst gewünscht Sie persönlich zu sehen. ich bin gewiss daß sein Aufenthalt in Cassel sehr angenehm seyn wird.3
Wir freuen uns sehr auf Ihre neue Symphonie4. Moscheles hat mir von dem Briefe erzählt den Sie an Ihn vor ein Paar Tagen geschrieben haben.5 Hoffentlich wird die Gesellschaft das neue Werk bekommen.
Mit mir geht es recht gut und ich bin sehr mit Stunden geben beschaftigt und componire recht fleißig.
Musikalische gibt es in London nichts neues. Nur hat das auftreten der Miss Adelaide Kemble Tochter des berühmten Schauspielers viel aufsehen gemacht.6 Sie haben gewiss viel von Ihr gehört denn Sie war einige Zeit in Frankfurt.7 Ihre Stimme ist wunderschön und Ihre Art zu singen eben so gut.
Meine Sehnsucht nach Deutschland von der ich in meinem letzten Briefe an Sie sprach ist keinesweges vermindert ich beneide Bennett ganz unaussprechlich aber was höchst des Beneiden(???). Das Nachste Jahr wird sehr bald hier8, und dann fange ich an die Wochen zu zahlen bis wir Sie bey uns sehen. ich werde Sie ganz sicher nach Norwich begleiten. und dann wollen wir eine frohe Zeit erleben. ich bitte Sie meine schönste Grüße an Made Spohr auszurichten Mene Familie auch lassen Sie beide auf das herzlichste Grüssen
Es war die Absicht meines Vaters Mad. Spohr zu schreiben, aber wegen Mangel an Zeit er ist gezwungen dies Vergnügen aufzuschieben.
Leben Sie hochgeehrtester Herr Kappellmeister recht wohl.

mit der aufrichtigsten
Verehrung verbleibe ich
Ihr treuer ergebener
Charles Edward Horsley

Autor(en): Horsley, Charles Edward
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Bennett, William Sterndale
Kemble, Adelaide
Moscheles, Ignaz
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Irdisches und Göttliches im Menschenleben
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
London
Erwähnte Institutionen: Philharmonic Society <London>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841122344

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 06.09.1841. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 21.06.1842.

[1] Sic!

[2] „Schließt man den Brief Jemanden zur Uebergabe bei, so schreibt man auf die Adresse: ,Durch Inlage‘ – ,durch Beischluß‘ – ,durch Einschluß‘ – ,durch Güte‘ oft auch abgekürzt nur die Anfangsbuchstaben: d. I. – d. B. – pr. E. – d. G. –“ (Neuester und vollständigster deutscher Universal-Muster-Briefsteller, sowie österreichischer Privat-Geschäfts-Secretär, welcher alle im bürgerlichen Leben vorkommenden schriftlichen Aufsätze zu verfassen lehrt, Bd. 1, o.O. [1842], S. 124).

[3] Zu Bennetts Kassel-Aufenthalt vgl. James Robert Sterndale Bennett, The Life of William Sterndale Bennett, Cambridge 1907, S. 116-121.

[4] Irdisches und Göttliches im Menschenleben.

[5] Spohr an Ignaz Moscheles, 12.12.1841 ist derzeit verschollen.

[6] Vgl. z.B. „Thursday, November 18, 1841“, in: Musical World, S. 321ff., hier S. 322f.

[7] Vgl. C[arl] G[ollmick], „Miss Adelaide Kemble“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 43 (1841), Sp. 817f.

[8] Spohr erhielt im Folgejahr keinen Urlaub, um die Uraufführung seines Oratoriums Der Fall Babylons beim Musikfest in Norwich zu dirigieren.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (13.04.2022).