Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Catlenburg am 23ten December 1841.

Ihnen, mein innigst verehrtester Gönner! vor allem meine lebhafteste Dankverehrung ds mir noch immer so tief ergreifend als wohlthuend nachklingenden diesmahlichen dortigen hohen Kunstgenüße wiederholend, bittet meine Frau um die Erlaubniß, Ihnen wie Ihrer so liebenswürdigen Frau Gemahlin den besten Apetit für die beygehenden frischen Würstel wünschen zu dürfen, dem ich mich auf das herzlichste anschließe! –
Dürfen Sie denn auch diesem Apetite recht dreist haben: so liegt darinn der beste Beweis, daß der neulich wiederkehrende kleine Anstoß so radical vorüber ging, als ich es auf das herzlichste wünsche! –
Ich gestehe Ihnen, daß die einfache Pracht u ergreifende Tiefe Ihrer Doppel-Symphonie1 meine Sehnsucht nach Ihren Symphonie-Meisterwerken von neuem gar sehr gesteigert hat!2 – und sollten Sie die Aufführung der s. g. Wiener Symphonie3 glücklicher Weise beschließen: so komme ich mit Ihrer freundlichen Erlaubniß sicherlich dazu und zwar wenn Sie zwey Proben davon anordnen, auch zu beyden Proben; da ich dieses Mahl sehr lebhaft empfunden habe u noch empfinde, wie eine solche gleich dreymahliche Aufführung besonders dafür auch sehr beysteht, manche Einzelheiten, die vorzugsweise ergreifen, auch noch im Nachgenuße sich mehr zu vergegenwärtigen; wie denn auch das jedes Mahl noch etwas tiefere Eindringen in die Detailentwickelungen eines so großartigen Werkes den Genuß der Haupt-Aufführung, – die dennoch auch ganz besonders dieses Mahl wieder zum höchsten überraschend blieb. – wirklich verdoppelt u verdreyfacht! – Um vieles mögte ich auch nicht eine der drey Aufführungen dieses Ihnen neuesten Meisterwerkes missen, welche Ihre große Güte und für das Mahl recht glücklich hinzutretender Zufall mich genießen ließ! – und sollten die Relationen über dieses neue Werk doch den „Allerhöchsten“ Wunsch wagen, solches auch kaum zu lernen, u der sich selbst ehrende „Allerhöchste Befehl“ einer Wiederholung desselben wohl gar erfolgen: so komme ich, durch Ihre Güte davon benachrichtigt, zuverlässig auch zu einer solchen etwa sofortigen Wiederholung wieder wieder hinüber, einschließlich der Proben!
Doch, – um diese Post für diese Expedition zu benutzen, muß ich schließen! – Steht dann nicht anderer Ihnen gerade erwünchte Disposition darüber entgegen: so geben wir anheim, die kleinste der Leberwürste u allenfalls ein Weiswürstel der Frau von Malsburg [???], mit unseren ehrerbiethigsten Empfehlungen zustellen zu wollen. –
Ihnen wie Ihrer innigst verehrtesten gnädigen Frau Gemahlin, – deren so kindlich liebliche Dichtung4 die Spannung meiner Freunde u Verwandten bey meinen Erzählungen von diesem herrlichen Werke um so anziehender steigerte, – mit meiner Frau auf das herzlichste mich empfehlend, so unwandelbar als dankbar

Ihr wärmster Verehrer
CFLueder.

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Malsburg, Caroline von der
Spohr, Marianne
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Irdisches und Göttliches im Menschenleben
Spohr, Louis : Sinfonien, op. 102
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841122335

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 25.11.1841. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 16.03.1842.

[1] Irdisches und Göttliches im Menschenleben.

[2] Zur Aufführung vgl. „Cassel, am 6. Januar“, in: Jahrbücher des Deutschen Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft 4 (1842), S. 31.

[3] Die von den Concert spirituels in Wien beauftragte 5. Sinfonie op. 102.

[4] Die literarische Vorlage zu Irdisches und Göttliches im Menschenleben.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.02.2021).