Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[David:06
Druck: H[ans] M[ichael] Schletterer, „Briefe von Ferd. David an L. Spohr“, in: Chorgesang 8 (1893), S. 385-390, hier S. 388

Leipzig den 20ten Dec. 1841.
 
Hochgeehrter Herr Kapellmeister,
 
Zu meiner großen Freude höre ich von Herrn R. Härtel daß Sie die Güte haben wollen uns Ihre neueste Symphonie zur Aufführung in einem der Abonnement-Concerte zu senden. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen wie sehr Sie dadurch die Direction der Conzerte, das Publikum, und besonders mich zu dem lebhaftesten Danke aufs Neue verpflichten. Ich werde die größte Sorgfalt auf das Einstudiren verwenden und so lange probiren bis das Werk bis ins kleinste Detail gut geht. Sie würden mich sehr verbinden wenn Sie mit bestimmen wollten wie die beyden Orchester gestellt werden müssen, ob es an 2 verschiedenen Seiten, oder eines vor dem Anderen. Auch bitte ich Sie mir gefälligst zu bestimmen wann Sie die Stimmen zurück haben müssen. Lieb wäre es mir wenn wir sie bis zu Ende des Januar behalten könnten; da nach Neujahr die Messe hier anfängt und bis Mitte Januar dauert, und während derselben das Einstudiren eines neuen Werkes hier, wegen überhäufter Beschäftigung des Orchesters, schwer zu bewerkstelligen ist. In der 2ten Hälfte des Januar wäre daher für uns die passendste Zeit die Symphonie zur Aufführung zu bringen. Sehr lieb wäre es mir wenn Sie mir außer den Orchesterstimmen auch die Partitur borgen könnten. Liszt hat uns soeben verlassen. Er hat mir viel von seinem Aufenthalt in Cassel erzählt der ihm große Freude gemacht zu haben scheint. Er hat hier im Abonnementsconzert, im Conzert der Madame Schumann und in einem eigenen gespielt.1 Im nächsten Conzert machen wir Ihre 3te Symphonie.2 Die Weihe der Töne wurde am 2. A. Conc.3 aufgeführt, und ich darf doch wohl sagen daß die Aufführung gelungen war.4 - In einem der späteren Conzerte habe ich die Absicht die Ouverture und den ganzen ersten Akt aus Jessonda zu machen, da wir 2 gute Sopranistinnen und einen Tenor beym Conzerte engagirt haben, so wird mit Hinzuziehung des ersten Bassisten beym Theater das Ganze(?) recht gut besetzt besetzt seyn.5 - Mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlin und Herrn Hauptmann bestens zu empfehlen unde mit vielen Grüßen meiner Frau bleibe ich mit größter Hochachtung
 
Dankbar ergebenster
Ferdinand David

Autor(en): David, Ferdinand
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Härtel, Raymund
Hauptmann, Moritz
Liszt, Franz
Schumann, Clara
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Irdisches und Göttliches im Menschenleben
Spohr, Louis : Sinfonien, op. 78
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841122040

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist David an Spohr, Juli 1839. Spohrs Antwortbrief ist derzeit verschollen.
 
[1] Vgl. „Leipzig, den 31. Decbr. 1841“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 44 (1842), Sp. 16-20 und 44ff., hier Sp. 16f.
 
[2] „Leipzig, den 31. Decbr. 1841“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 44 (1842), Sp. 16-20 und 44ff., hier Sp. 45f.; „Elftes Abonnementconcert, d. 23. Decbr.“, in: Neue Zeitschrift für Musik 16 (1842), S. 24.
 
[3] Abk. f. „2. Abonnementconcert“.
 
[4] Vgl. „Leipzig, den 14. Oktober 1841“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 43 (1841), Sp. 854-859, hier Sp. 859; „Zweites Abonnementconcert, d. 10. October“, in: Neue Zeitschrift für Musik 15 (1841), S. 124.
 
[5] Zum Konzert am 20.01.1842 vgl. „Leipzig, den 21. Januar 1842“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 44 (1842), Sp. 80-86, hier Sp. 85; „Vierzehntes Abonnementconcert“, in: Neue Zeitschrift für Musik 16 (1842), S. 48.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.06.2017).