Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Inhaltsangabe: Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 201
Pietro Mechetti qm1 Carlo.
kais. königl.
Hof-Kunst- und Musikalienhandlung2
Wien, d. 4. October
1841.
Werthgeschätzester Herr Kapellmeister!
Es gereicht mir zum Vergnügen, Ihnen die gehorsame Anzeige machen zu können, daß Ihre historische Sinfonie (op. 116) in der Orchester-Edition, dann den 2 und 4 händigen Piano-Arrangement durch C. Czerny – (die Partitur ist noch in Arbeit) – im Stiche vollendet, das Duo f. Vne u Piano (op. 117) eben in wenig Tagen die Presse verläßt; – von Letzterem werde mir in 8 bis 14 Tagen Ihnen Exemplare zu überreichen erlauben. Die Ausstattung und Correctheit beider Werke werden Ihnen, ich bin gewiß davon überzeugt, sicher Freude machen.
Vor etwa 2 Monaten kam mir ein musikalischer Prospecteus der Herren Schuberth & Comp. in Hamburg zu Gesicht, auf welchem ich auch Ihren hochgeehrten Namen unter Andern mit einem Duo op. 1163 erblickte. Ich unterließ nicht, die genannten Herren sogleich in Kenntniß zu setzen, daß die histor. Sinfonie op. 116 sicher und mein Eigenthum sey, folglich hier wohl ein Miußverständniß ebwalten müße. – Die deßfalls gegenseitig gepflogene Correspondenz hat zu keinem befriedigendem Resultate geführt; vielmehr bringt mir heute ein Schreiben des Hamburger Hauses das Endresultat: „sie (Schuberth & Comp.) seyen von Ihnen zur Edition eines Duos op. 116 ermächtigt, würden aber meinen Anforderungen insoweit nachgeben, als sie ihr opus 116 in 117 ändern würden.“ – Damit ist mir aber noch weniger gedient, weil alsdenn zwei Duos mit 117 bezeichnet4, eines im Hamburger, das andere in meinem Verlage, existiren würden. Abgesehen von den häufigen Verwechselungen, die alsdenn bei den späteren Bestellungen sich fast täglich ereignen, und beiderseitigen Verlegern zum Nachtheil gereichen dürften, mögte es wohl auch schwerlich in Ihren Wünschen und Interesse liegen, zwei verschiedene Duos mit einer und derselben Opuszahl bezeichnet zu wissen.
Ich habe dieß Alles schon auch den Herren Schuberth & Com. weitläufig erörtert und sie zu einem zweckmäßigerem Verfahren zu stimmen gesucht, allein vergebens. Ich erhielt nur die kategorische Endantwort: „Drucken Sie Ihr op. 117 nicht – nun so drucken wir ein op. 117. und Sie auch ein op. 117. – Hegen Sie indeß Zweifel, daß wir kein Recht zu den Operzahlen 113. 114. 115. 117. (letzteren, weil wir die ursprüngliche Zahl 116 dahin abänderten) haben, so fragen Sie bei Herrn K.M. Spohr selbst an.“
Es liegt im beiderseitigen mercantilischem Interesse der Verleger, daß nur ein Duo mit op. 117. bezeichnet werde; – Ihren früheren geehrten Zuschriften nach und der Notirung auf dem Mscrpto selbst zufolge darf ich mein op. 117 wohl für das rechtmäßige betrachten und kann auch schon aus dem Grunde, weil meine Artikel längst gestochen sind, keine Aenderungen eintreten lassen.
Ich ersuche Sie daher, verehrter Herr, mir gefälligst so schnell als möglich anzuzeigen, wem Sie zur Aneignung der Opuszahl 117. für berechtigt halten; – sobald mir Ihre gütige Antwort zugegangen, werde ich nicht ermangeln, des Weiteren mit den Herren Schuberth & Com. zur Beseitigung dieser Differenzen zu veramstalten. – Ich denke, genannten Herren werdem wohl die Aufmerksamkeit haben, mit der Bezeichnung ihres fraglichen Duos so lange Anstand zu nehmen, bis dieser Gegenstand völlig erledigt ist.
Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen Bemühungen verursachen muß, an denn Entstehen allem Vermuthen nach nur die Unnachgiebigkeit der Hamburger Herren Schuld ist. – Wenn Sie die Gewogenheit haben wollten, auch diesen Herren einige Zeilen über diese Angelegenheit zu schreiben, so würde dieß unfehlbar früher zum Ziele einer beiden Theilen gleich günstigen Vermittelung sichern.
Es empfiehlt sich geneigtem ferneren Wohlwollen
Mit besonderer Hochachtung und Verehrung
Pietro Mechetti qm Carlo
./.5
Autor(en): | Mechetti Mechetti, Pietro |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Fantasien, Vl Hf, op. 118 Spohr, Louis : Fantasien, Vl Kl, op. 117 Spohr, Louis : Historische Sinfonie, op. 116 |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Schuberth <Hamburg> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841100456 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Mechetti an Spohr, 11.04.1841. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Mechetti an Spohr, 17.01.1842.
[1] Abk. f. „quondam“ = hier „vormals“.
[2] Bis hier Vordruck auf dem Briefpapier.
[3] Das spätere op. 118.
[4] „mit 117 bezeichnet“ über der Zeile eingefügt.
[5] Bei dem Zeichen „./.“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 340 und 348).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit nicht in den Anmerkungen anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.12.2021).