Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Frankfurt a/M. den 30ten 7ber. 1841.

Verehrtester Herr Präsident1!

Laut unserer Verabredung in Luzern, als Sie mich fragten, was für einen Vorschlag zum Nutzen unsers National-Vereins für Musik ich gemacht und bei Herrn Schilling niedergelegt habe, sende ich ihn Ihnen hier beiligend, wie ich hoffe, er werde Ihre Billigung erhalten, und, wenn auch mit einigen Modificationen, in das Leben treten. Ich habe den Vorschlag schon den 4ten 8ber. 1840, als vor einem Jahre, dem Herrn Sekretair Schilling zur Abstimmung zugesendet, und noch ist es, so viel ich weiß, nicht in Circulation gekommen. Verfügen Sie darüber, was Sie gut finden, und lassen Sie mich gütigst doch bald Ihre Meinung darüber wissen.
Unser zwar kurzes, doch interessantes Zusammenleben in Luzern hat mich sehr gefreut2, und ich hoffe, es werde auch nicht mit düsteren Farben in Ihrer Erinnerung leben. Das Sie Ihre Rückreise bis Frankfurt glücklich gemacht haben, vernehme ich mit Vergnügen. Ich bin auch seit zwei Wochen wieder wohlbehalten hier angelangt. Mit Verwunderung habe ich hier vernommen, das unser Secretair, Herr H. Schilling, sich bei dem Senate3 um die Pacht des hiesigen Theaters beworben habe.
Meine Simphonie ist noch nicht wieder aus der Schweitz hier angelangt. Wann und auf welche Art soll ich sie Ihnen zur Aufführung in Cassel zusenden? Guhr will sie diesen Winter auch im Museum wieder hören lassen.
Leben Sie wohl und empfehlen Sie mich höflichst an Ihre Frau Gemahlin, wie wir Luzerner zu sagen pflegen.
Mit vollkommenster Hochachtung habe ich die Ehre zu verbleiben

ergebenster
X. Schnyder von Wartensee.

Autor(en): Schnyder von Wartensee, Franz Xaver
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Schilling, Gustav
Erwähnte Kompositionen: Schnyder von Wartensee, Franz Xaver : Sinfonien
Erwähnte Orte: Luzern
Erwähnte Institutionen: Deutscher Nationalverein für Musik und ihre Wisenschaft <Stuttgart>
Schweizer Musikgesellschaft
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841093043

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schnyder an Spohr, 11.03.1828. Der nächste erhaltene Text dieser Korrespondenz ist Schnyders Nachschrift im Brief Friedrich Conrad Müller von der Werra an Spohr, 20. und 21.06.1854.

[1] Spohr war zum Präsidenten des im Vorjahr gegründeten und im folgenden erwähnten Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft gewählt worden.

[2] Zum Musikfest in Luzern vgl. Marianne Spohr, Tagebucheinträge 11.-18.07.1841.

[3] Hier gestrichen: „sich“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.07.2022).