Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Kopierbuch: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 125, S. 1787f.
Druck: Peter Schmitz, „Ein rentables Geschäft? Zum Stellenwert von Oratorien in Verlagsprogrammen des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Louis Spohr“, in: Die Oratorien Louis Spohrs. Kontext – Text – Musik, hrsg. v. Dominik Höink, Göttingen 2015, S. 131-150, hier S. 141 (teilweise)

Hochgeehrter Herr Kapellmeister

Wenn wir Ihre Zuschrift vom 5. d. M. erst heute beantworten, während es allerdings früher hätte geschehen sollen, so wollen Sie sich jedenfalls überzeugt halten, daß der Grund dieser Verspätung lediglich darin liegt, daß wir unsern aufrichtigen Wunsch, den Verlag Ihres Oratoriums1 zu übernehmen, allen Erwägungen ungeachtet, nicht mit den von Ihnen deshalb gestellten Bedingungen zu vereinigen wußten, und deshalb in einige Verlegeheit geriethen. Wir erkennen es sehr wohl, wie billig Ihre Honorarforderung im Verhältniß dessen gestellt ist, was Ihnen als Reinertrag Ihrer frühern selbst herausgegebenen Werke gleicher Gattung2 – und doch wohl auch ähnlichen Umfangs – verblieben ist. Solche Resultate gehen über diejenigen, welche wir Musikhändler, selbst in den allerglücklichsten Fällen, zu erzielen vermögen, so weit hinaus, daß wir schon im Voraus Bedenken tragen müssen, unsere Vermittlung in ähnlichen Fällen anzubieten. Sie hatten sich nun zwar schon darüber ausgesprochen, daß Ihnen das Verhältniß des Selbstverlegens zu dem des Musikhändlers in einem solchen Falle nicht entgehe, und wohlwollend ein bedeutend geringeres Honorar bestimmt, als Sie auf jenem Wege erlangten und muthmaaßlich wieder erlangen würden; doch leider wollen unsere Berechnungen – sofern wir uns nicht ganz täuschen – uns auch diesen Umstand nicht erlauben. Und so wissen wir denn, da wir uns keinesfalls erlauben mögen, Ihnen andre Propositionen zu machen, in der That nicht, wie wir Ihrem Anerbieten entsprechen sollen, und fürchten fast, daß wir werden auf die Ehre verzichten müssen, die Verleger Ihres Werkes zu werden. Es wird und dieß um so schwerer, als die Aussichten, bedeutende Werke von größerem Umfange für den Verlag zu gewinnen, jetzt im Allgemeinen so selten sind, und der Verleger daher um so mehr feinen(?) muß, je mehr seine Absicht auf das wahrhaft Gute und Ernste gerichtet ist.
Wir empfehlen uns Ihnen hochachtungsvoll

Breitkopf & Härtel

Leipzig, 27 Setbr 1841.

Autor(en): Breitkopf & Härtel
Härtel, Hermann
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841092753

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Breitkopf & Härtel, 05.09.1841. Spohrs Antwortbrief vom 23.10.1841 ist derzeit ebenfalls verschollen.
Der Autor des Briefs ergibt sich aus dem Kürzel „Dr H.“ im Kopierbuch.

[1] Der Fall Babylons.

[2] Die Oratorien Die letzten Dinge und Des Heilands letzte Stunden.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Wolfram Boder (30.01.2020).