Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wohlgeborner
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!

Es ist zwar sehr unartig von mir, daß ich Ew. Wohlgeboren schon wieder mit ein paar Zeilen belästige; doch werden Sie es einem, für das wohl seines Kindes besorgten Vater, verzeihen. Bis jetzt hat mir nämlich mein Sohn noch keine Zeile geschrieben und mir Nachricht von seinem Leben in Cassel gegeben, obgleich Ew. Wohlgeboren selbst so gütig waren, ihn daran zu erinnern. Zufällig mußte ich aber erfahren, daß er durch einen hiesigen Gymnasiasten, mit Namen Schönfeld, der ihn kürzlich in Cassel aufsuchte, einen Brief an ein hier wohnendes Mädchen, Namens Luib(?), welche ihn aufgetragen hatte, ihr Nachricht zu geben, ob in Cassel ein muscalisches Institut errichtet sei, wo auch Frauenzimmer unterrichtet würden, mitgab und ihr darinn Aufschluß ertheilte, aber an seine Eltern nur einige Grüße anbefahl.
Da Ew Wohlgeboren bis jetzt so väterliche Sorgfalt für meinen Sohn getragen haben, so bitte ich ganz ergebenst, daß Sie die Gewogenheit haben, diesen Burschen für seine so wenig kindliche Liebe zeigende Handlung, recht tüchtig abzuputzen und ihm gefälligst sagen, daß Sie, wenn er sich noch einmal eine solche Handlung zu Schulden kommen ließe, ihm geradezu fortschickten und ihm gar keine Stunden mehr geben würden, daß er aber dann auch seinem Vater nicht wieder vor die Augen kommen dürfe. –
Noch bitte ich ganz ergebenst, daß Ew. Wohlgeboren die Gewogenheit haben möchten, Herrn Hauptmann zu sagen, daß er meinem Sohne nicht den geringsten Fehler hingehen lassen und ihn recht zum Fleiß anhalten möchte. Die 50 Rth in Scheinen, welche ich am 16 d.M. an Ew. Wohlgeboren abschickte, werden Sie hoffentlich richtig erhalten haben.
Nochmals um gütige Verzeihung meiner Belästigung, verharre ich mit der vollkommensten Hochachtung

Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster Diener
C. Mahr

Hildburghausen
d 26 September 1841.

Ew. Wohlgeboren bitte ich ergebenst beiligenden Brief meinem Sohn gelegentlich zu übergeben.

Autor(en): Mahr, Johann Christian Carl
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Mahr, Johann Carl Sebastian
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841092640

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Mahr an Spohr, 15.09.1841. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Mahr an Spohr, 08.11.1841, aus dem sich noch ein derzeit verschollener Brief von Spohr an Mahr erschließen lässt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.05.2022).