Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms.hist.litt.15[161
Beleg 1: Goethe in den Briefen seiner Zeitgenossen ; Briefe aus dem Weimarer Kreis ; Briefe deutscher Dichter und Schriftsteller ; Musikerautographen aus dem Nachlaß Friedrich Schneiders in Dessau († 1853) und anderem Besitz ; Versteigerung 19. Mai 1913 (= Katalog Henrici 15), Berlin 1913, S. 61
Beleg 2: Autographen von Musikern, darstellenden und bildenden Künstlern (darin eine italienische Sammlung). Versteigerung 20. Oktober 1913 (= Katalog Henrici 17), Berlin 1913, S. 31
Cassel den 3ten
März 1841.
Geehrtester Freund,
Ich freue mich, daß Sie in Ihrer Beurtheilung der Ouverturen mit mir übereinstimmen und der Nummer 10 „Nachklänge Ossians“ auch den Preis zuerkennen. Ich habe demgemäß meine Abstimmung aufgeschrieben1 und versiegelt und bitte Sie, ein Gleiches zu thun, da der Musikverein unsere vorangegangene Verständigung nicht zu wissen braucht. Haben Sie die Güte, beyde Abstimmungen dem Paquete beyzulegen und dieses an Herrn Joh. Aug. Böhme Musikverleger in Hamburg zu adressiren. Dieser hat auch den Auftrag, Ihnen Ihre Portoauslagen zu ersetzen. Ich bin deshalb so frey, Ihnen meine Briefe unfrankirt zu senden, da ich von Herrn Böhme keine Auslagen zu fordern habe, da mir Paquet und Briefe frankirt zugeschickt wurden.
Was mir über die Art unserer Abstimmung vom Verein mitgetheilt worden ist, finden Sie in beyliegendem Schreiben.2 Ich habe daher auch die Gründe, warum ich Nro 10 für die beste Ouverture3 erkläre, nicht weiter entwickelt.
Mit Vergnügen werde ich Ihren Sohn unter die Zahl meiner Schüler aufnehmen4, da ich versichert seyn kann, daß er Talent haben muß, da Sie ihn sich der Kunst widmen lassen. Da Ostern einer meiner jetzigen Schüler, deren ich nicht mehr wie 6 auf einmal annehmen kann, abgehen wird, so kann er, wenn es Ihnen genehm ist, in dessen Stelle einrücken. Ich gebe jedem meiner Schüler wöchentlich 2 Stunden. Das Honorar für jede beträgt 1 Rth. Die Kosten des hiesigen Aufenthalts können sehr verschieden seyn, nachdem der Schüler sich mehr oder weniger einschränkt. Die meisten derselben bedürfen für Wohnung, Kost, Aufwartung, Wäsche und Heitzung zwischen 10 und 12 Rth. monathlich. Einige von ihnen erhalten sämtliche Bedürfnisse in der Familie, bey der sie wohnen. Die meisten essen aber gemeinschaftlich in einem billigen Speisehause. – Da meine Schüler freien Eintritt im Theater haben und bey Oper und Schauspielen im Orchester mitwirken, so wird es Ihrem Sohn an Übung im Orchesterspiel nicht fehlen. Daß ich seiner Ausbildung besonderen Fleiß widmen werde und er die freundlichste Aufnahme und stets väterlichen Rath und Ermahnung, wenn er deren bedürfen sollte, bey mir finden wird, brauche ich wohl nicht erst zu versichern.
Mit herzlicher Freundschaft ganz
der Ihrige
Louis Spohr
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Schneider, Friedrich |
Erwähnte Personen: | Böhme, Johann August Schneider, Hermann |
Erwähnte Kompositionen: | Gade, Niels : Nachklänge aus Ossian |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Musikforeningen (Musikverein) <Kopenhagen> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1841030312 |
Dieser Brief ist die Antwort auf Schneider an Spohr, 28.02.1841. Schneider beantwortete diesen Brief am 08.04.1841.
[1] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
[2] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
[3] Hier gestrichen: „halte“.
[4] Stattdessen studierte Hermann Schneider bei Karol Lipiński in Dresden (vgl. Friedrich Kempe, Friedrich Schneider als Mensch und Künstler. Ein Lebensbild nach Original-Mittheilungen, Original-Briefen und Urtheilen namhafter Kunstrichter, Dessau 1859, S. 332).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (01.11.2017).