Carl Meyer an Louis Spohr in Kassel

Luzern d. 2. Januar 1841.

Euer Wohlgebohren!

Habe die Ehre mitzutheilen daß für das in diesem Jahr statt findende Schweizerische Musikfest in Luzern die Aufführung Ihres Oratoriums „des Heilands lezte Stunde“ beschloßen wurde. Ich besitze bereits d. Clavierauszug & bedarf daher noch die Partitur, Orchester- & Gesangparthien, welche Sie selbst im Verlage haben; die Ges. Parthien sind gedruckt zu haben, Partitur & Orch. Parthien, wie ich vernommen, nur in Abschriften. Ich ersuche Sie also höflichst eine Abschrift der Partitur beförderlich für mich ausfertigen zu laßen & mich zu berichten zu welchem Preis Sie die Abschrift der Orchesterstimmen liefern werden. Ich brauche selb in ziemlich großer Anzahl & könnte ich die Copiatur hier wohlfeiler besorgen laßen, so würde ich es vorziehen; gleichzeitig bitte ich Sie mir den Preis der Partitur zu bemerken. Daß ich Ihnen die billigste Nettoberechnung empfehle, werden Sie dem Capellmeister nicht verüblen, dem von dem ZentralComité(???) der schw. Mus. G. die möglichste Oeconomie anempfohlen ist.
Ihr Oratorium wurde bereits schon einmal vom hies. Gesangverein am h. Donnerstag verfl. Jahrs in einem Konzerte aufgeführt & es erregte das Meisterwerk einen großen Enthusiasmus. Wir gaben das Orator. mit einem nicht bedeutend großen Ges. Chor & mit Flügelbegleitung.
Ich bitte Euer Wohlgebohren! mich beförderlichst mit ein paar Zeilen zu erfreuen & die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochschätzung zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu sein


Ihr ganz ergebener
Carl Meyer
Kapellmeister d. schweizer. Musik Ges.