Autograf: Nederlands Muziek Instituut Den Haag (NL-DHnmi), Sign. Collectie Noske
Beleg: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen aller Art (Fürsten, Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 54

Hochverehrter Herr Kapellmeister!
 
Einige Tage von hier abwesend, erhalte ich erst heute Ihr verehrliches Schreiben, welches ich Ihnen auch nach besten Gewissen und Wissen beantworten werde. - Frl. Mittermayr hat eine ziemlich umfangreiche Sopranstimme, nicht sehr stark, auch nicht von dem edelsten Klange, ist sie doch angenehm und sehr biegsam. Wie weit ihre musikalische Ausbildung fortgeschritten ist, vermag ich nicht zu beantworten, da ich sie zu wenig kenne, ihr Vortrag ist jedoch correct und von einem musikalischen Talent beseelt; sie fühlt was sie singt und hat besonders für den solorirten Gesang entschiedene Anlagen und auch schon spielerische Ausbildung. Eine hiesige Bühne hat sie zuerst und zwar 3 mal betreten, und sich als Anfängerin sehr gut repräsentirt.1 Ich halte sie für 19-20 Jahre, nicht hübsch, sieht sie doch auf der Bühne durch ihre schlanke Gestalt doch recht gut aus. Gewöhnt sie sich ihren etwas weinerlichen Vortrag, den sie sich von ihrem Vater angeeignet hat, ab und eine bessere Aussprache an, (sie spricht nämlich das R schlecht aus,) so kann aus ihr eine sehr brauchbare Sängerin werden. -
Mit der aufrichtigsten Hochachtung und Verehrung unterzeichnet
 
Euer Wohlgeboren
wärmster Bewunderer
Franz Lachner
 
München den 27 Novbr. 840.

Autor(en): Lachner, Franz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Mittermayr, Georg
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840112744

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Lachner. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Lachner, 19.03.1845.
 
[1] Vgl. „Vaterländische Neuigkeiten“, in: Der Bayerische Volksfreund 18 (1841), Sp. 33f., hier Sp. 34; „München“, in: Der Schmetterling. Ein Flugblatt zum Spiegel (1841), S. 14f.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (08.08.2017).