Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Catlenburg am 14t November 1840
Ihr so ausführlich interessantes Schreiben vom 7t d.M., mir innigst verehrtester Gönner! hat mich zum höchsten erfreut! und beklage ich nur nichts mehr, als daß meine arme Frau noch immer von ihren unglücklichen Gesichtsschmerzen nicht befreyet ist; – wenigstens nicht so weit, daß Sie1 eine solche Kunst-Wallfahrt wagen dürfte! –
Am 18ten gegen Abend werde ich dort eintreffen, um unter dem Schutze Ihrer gütigen Erlaubniß die Symphonie-Probe vom Donnerstag Morgen sicher nicht zu versäumen! – Wäre ich gewis, daß die Probe von Jessonda Mittwoch Morgen ist: so würde ich schon Dienstag Abend eingetroffen seyn; da ich auch dieses Meisterwerk mir gar zu gern gleich zwey Mahl hintereinander gehört hätte. Doch betrachte ich es an sich schon als eine der günstigsten Fügungen, die Ihre Güte nur bereiten konnte, daß ich nun außer der historischen Symphonie auch Jessonda mit ein u derselben Excursion erhaschen werde! –
Ob die Unger noch pünktlich am 20t in Braunschweig eintreffen werde, ist mir noch nicht weiter mitgetheilt; in keinem Falle aber wird mich auch dessen etwaige Nachricht um solche beyde großen dortigen Kunstgenüße bringen! –
Dagegen werde ich wohl auf das so unendlich anziehend ausgestaltete Cäcilien-Fest für das Mahl verzichten und eine große Spannung auf solch’ Ihr2 neues Meisterwerk3 auf Charfreytag verweisen müssen; um am 20sten Abends wieder hier zu seyn; nicht sowohl, um mich doch auch noch einiger Muße-Tage für den wahrscheinlich nahe bevorstehenden Ruf4 in Braunschweig am einem Arbeitstische zu vergewissern, als auch weil unser jetziger erster Beamter, Amtmann Hasenbalg, – welcher vor einiger Zeit mit seiner Tochter5 Fräulien Böhlke von6 dort abholte, – mich dieses Mahl nach Ihrer interessanten Reisidenz begleiten wird, und solcher seinen Ausflug nicht wohl bis zum 23sten nicht7 würde ausdehnen können. Wenn auch für Heute uns im Fluge doch nicht weniger innig im voraus dem herzlichsten Dank zollend, wie immer
Ihr wärmster Verehrer
CFLueder
Autor(en): | Lueder, Christian Friedrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Böhlke Hasenbalg, Emilie Hasenbalg, Johann Carl Christian Lueder, Wilhelmine Henriette Caroline Unger, Caroline |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Der Fall Babylons Spohr, Louis : Historische Sinfonie, op. 116 Spohr, Louis : Jessonda |
Erwähnte Orte: | Braunschweig Kassel |
Erwähnte Institutionen: | Cäcilienverein <Kassel> Hoftheater <Braunschweig> Hoftheater <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840111435 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Lueder, 07.11.1840. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 20.12.1840.
[1] „Sie“ über der Zeile eingefügt.
[2] Am Ende des Worts gestrichen: „e“.
[3] Der Fall Babylons.
[4] Noch nicht ermittelt.
[5] Vermutlich Emilie Hasenbalg; die beiden anderen Töchter waren wohl zu jung (vgl. https://www.geni.com/people/Johann-Hasenbalg/6000000116548229998).
[6] „von“ über der Zeile eingefügt.
[7] „nicht“ über der Zeile eingefügt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.01.2021).