Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hamburg d. 11t August 1840.

Geehrter Herr Kapellmeister.

Durch Ihre eben so gütige als unerwartet promte Erfüllung meines Wunsches ersehe ich mit Vergnügen, daß Sie und Ihre Frau Gemahlin die Rückkehr in Ihre Heimath glücklich vollbracht haben.1
Nehmen Sie sowohl dafür, als auch für die schöne Auswahl der Bögen die Sie getroffen, meinen besten Dank, ich finde in der Arbeit derselben ganz die Bestätigung Ihres Auspruchs, daß sie nemlich in der Hauptsache den jetzigen französischen bei weitem den Rang ablaufen, und nur in den Andern Dingen, freilich nur grade Kleinigkeiten, als z. B. die Bearbeitung des Forsches, das umbinste der Stange, denselben in etwas nachstehen dürften, obgleich auch die Frösche immer sehr gut gearbeitet sind. Es geht wohl hierin wie in so manchen wichtigen Dingen, daß die Deutschen nemlich im gediegenen, soliden es den Franzosen zurechthun(???), während Letzter[e] mehr für den äußern Schein sind.
Ich hoffe und zweifle keinen Augenblick, daß die Bögen in Petersburg gefallen werden, in dem Falle wird Hr. Schonger auf größere Bestellungen rechnen können – den Betrag (27 Rth. Preuß. habe ich Hr. Schubert, Musik-Handlung in Hamburg, eingehändigt, er hat mir versprochen dieselbe zu befördern.
Ich erlaube mir bey dieser Gelegenheit, noch eine Bitte an Sie, werther Herr Kapellmeister; ich bin nemlich von meiner Direktion beauftragt für sie 2 gute Tenoristen, der eine kann auch Bariton seyn, und eine junge, gutaussehende, und gute Sängerin zu engagiren. Keine kleine Aufgabe, werden Sie ausrufen – die ersten beyden Bedingungen sind fast für die Peterburger nothwendiger, als ihre artistischen Eigenschaften. Sollten Sie, der Sie so unterrichtet sind, in allem was Musik und musikalisches in Deutschland existirt, mir nicht etwas Gutes, wenn auch gerade nichts leicht ausgezeichnetes, empfehlen können? ich mache nicht die Prätension auf das Ausgezeichnete, weil es erstens so selten ist, und der seltene bisher in Deutschland honorirt wird als bey uns – obgleich der Tenorist Breiting, von dem Sie wohl gehört haben werden. Sich demnach, Benefice, Spielhonorare für jeden Abend,2 mit eingerechnet, auf 20 bis 25000 Rub. (etwa 15 bis 1800 Rth.) jährlich stand. –
Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie mich wenigstens mit Ihrem Rath und Ansichten in dieser Sache, erfreuen wollten; ich werde, da ich Prolongation meines Urlaubs erhalten, noch vorläufig 3 Wochen hier aufhalten, darf ich wohl hoffen, daß Sie bis dahin, mich mit einer Antwort in dieser Angelegenheit beehren werden? ich hoffe es und danke Ihnen schon im vorraus.
Die Meinigen bitten sich Ihnen so wie Ihrer Frau Gemahlin bestens empfehlen und Ihnen3 die Versicherung meiner Hochachtung für Sie bezeugend, nenne ich mich

Ihr ganz ergebener
J.A. Beer.

Autor(en): Beer, Johann Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Breiting, Hermann
Schonger, Joseph
Schuberth, Julius
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Hamburg
St. Petersburg
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840081140

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Beer an Spohr, 29.06.1826.

[1] Zur Begegnung von Beer und Spohr in Hamburg vgl. Marianne Spohr, Tagebücher 17.07.1840.

[2] Hier gestrichen: „auch“.

[3] „Ihnen“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.04.2023).