Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hamburg, d. 2 July 1840

Hochgeehrter Herr Kapellmeister!

Der langersehnte Brief ist eingetroffen. Ihre Zusage hat mir große Freude bereitet. Nun gleich zur Hauptsache, über Ihre weitere Reise von dort auf hier & Lübeck. Es ist allerdings so wie Sie schreiben: daß das Schweriner Musikfest1, welches indeß nicht vertagt worden, viele Ihrer Freunde angezogen haben wird. Um nun sowohl Ihre Lübecker als hiesigen Freund anzutreffen schlage ich die direkte Reise auf Lübeck vor. Der kürzeste und zugleich angenehmste Weg geht über Braunschweig nach Lüneburg, dann über die Haupt Wegesorthe Schwarzenbeck, Mölln, das reizende Ratzeburg nach Lübeck. Der direkte2 Weg zwischen Hamburg & Lübeck ist bekanntlich der schlechteste in Europa. Einmal, von Lübeck nach hier, werden Sie ihn passiren müssen.
Sicher erwarte ich Sie also vom 15ten an. – Im Theater werden Vorkehrungen getroffen – Jessonda wird einstudirt etc. – Wennmöglich, wird ein Concert veranstaltet in welchem Weihe der Töne – ein Ihnen bekanntes Meisterwerk zur Aufführung kömmt etc. – Alles zu Ehren des großen Meisters. Sie werden nur die Güte haben die Sinfonie zu dirigiren. Ich sage: wennmöglich, da ich erst im Augenblick fest agiren werde, so bald Sie eingetroffen sind.
Den Tag Ihrer Abreise von Lübeck bitte ich Sie, mir gütigst anzeigen zu wollen.
In Schwarzenbeck wohnt ein ächter deutscher Musikfreund, es ist der Hofjägermeister von Binzer, der sich auch in der Composition versucht. Ich habe ihm vorläufig geschrieben, daß Sie durch seinen Ort wahrscheinlich passiren würden & er wird auf der Post Order geben daß man sich Ihre Ankunft merkt. Er ist einer von denjenigen, welchen Ihre Compositionen oftmals Thränen in meinem Hause3 entlockten. Er ist ein ziemlich hoch betagter Ritter – er wird kommen um seinen Hut zu ziehen – er wird seine Schuldigkeit thun.
Mit Sehnsucht erwartet
Sie

Ihr großer Verehrer
Julius Schuberth
Große Reichenstraße No 6.

Autor(en): Schuberth, Julius
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Binzer, Moritz Philipp von
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Jessonda
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Braunschweig
Hamburg
Lübeck
Lüneburg
Ratzeburg
Schwarzenbek
Schwerin
Erwähnte Institutionen: Norddeutsche Musikfeste <verschiedene Orte>
Stadttheater <Hamburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840070255

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schuberth an Spohr, 12.08.1840, aus dem sich noch ein derzeit verschollener Brief von Spohr an Schuberth erschließen lässt.

[1] Vgl. „II. Norddeutsches Musikfest in Schwerin, vom 6. bis 10. Juli 1840“, in: Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schlweswig, Holstein und Lauenburg 1 (1858), S. 364ff.

[2] „direkte“ über der Zeile eingefügt.

[3] „in meinem Hause“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (13.01.2021).